Suizidgefährdet aufgrund des Zyklus: Das ist die unbekannte Erkrankung PMDD
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Jeden Monat verlieren Frauen mit PMDD ( Prämenstruelle Dysphorische Störung ) vorübergehend die Kontrolle über ihre psychische Gesundheit. Angst, Panik, Traurigkeit oder Aggression überwältigen sie, oft so intensiv, dass sie sich selbst nicht mehr wiedererkennen. Sobald die Menstruation einsetzt, klärt sich die Luft, und es ist, als wäre nichts passiert. Aber das war es.
Metro spricht mit Catherine Martens, Direktorin von Care for Women, der Organisation, die sich auf hormonelle Probleme bei Frauen konzentriert.
Schätzungsweise fünf bis acht Prozent der Frauen in den Niederlanden leiden unter PMDS, doch die Erkrankung bleibt oft unbemerkt. Die Symptome ähneln denen des PMS, die Auswirkungen sind jedoch deutlich schwerwiegender.
Beim PMS (Prämenstruellen Syndrom) stehen meist körperliche Symptome im Vordergrund: Rückenschmerzen, Migräne, Wassereinlagerungen, Brustspannen oder hormonelle Migräne . Dies kann Frauen auch völlig aus dem Gleichgewicht bringen , berichtete Metro zuvor.
Darüber hinaus können psychische Probleme wie Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit auftreten, die jedoch meist milder ausfallen als bei PMDD. Bei PMDD werden Frauen jedoch deutlich psychisch instabiler. Sie erleben Angstattacken, plötzliche Panikattacken, Weinkrämpfe, Wutausbrüche und manchmal sogar Selbstmordgedanken.
„Wir wissen aus Studien, dass etwa 30 Prozent der Frauen mit PMDS mindestens einmal einen Selbstmordversuch unternehmen“, sagt Martens. „Und dabei sind die Frauen, die täglich mit Selbstmordgedanken und Selbstverletzungen kämpfen, noch gar nicht mitgezählt.“
Die Auswirkungen sind daher viel größer als nur „hormonelle Probleme“. Dennoch erhalten viele Frauen keine angemessene Hilfe oder werden falsch diagnostiziert. „Frauen mit PMDS werden oft nicht ernst genommen. Man sagt ihnen, es liege am Stress, diagnostiziert eine bipolare Störung oder verschreibt ihnen Antidepressiva. Doch die wahre Ursache – eine Überempfindlichkeit gegenüber steigenden und fallenden Hormonen – wird selten untersucht“, sagt Martens. PMDS ist mehr als nur Stimmungsschwankungen; es ist eine zyklusbedingte und neuroendokrine Störung.
PMDD-Symptome treten meist in der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus auf, zwischen dem Eisprung und dem ersten Tag der Menstruation. In dieser Phase sinken sowohl der Östrogen- als auch der Progesteronspiegel rapide. Obwohl diese Hormonschwankungen natürlich sind, reagieren manche Frauen extrem empfindlich darauf.
„Hormone funktionieren wie ein Orchester“, erklärt Martens. „Ein starker Abfall von Östrogen und Progesteron kann beispielsweise auch andere Hormone aus dem Gleichgewicht bringen. Das kann Stresshormone wie Cortisol beeinflussen, aber auch Schlafhormone, Insulin und sogar Neurotransmitter wie die Glückshormone Serotonin und Dopamin. Hormone sind miteinander verbunden.“
Auf zellulärer Ebene führt PMDD zu Veränderungen im Gehirn, die zu erheblichen Störungen führen. Es ist oft wirkungslos zu sagen: „Das geht schon wieder vorbei.“ Das ist definitiv nicht der Fall: PMDD ist kein vorübergehendes Problem. Es handelt sich oft um eine chronische Erkrankung, die sich nach einer Schwangerschaft verschlimmert und erst in den Wechseljahren abklingt.
Laut Martens ist der erste und wichtigste Schritt im Kampf gegen PMDS überraschend einfach: Erkennen und akzeptieren Sie Ihre Symptome. Viele Frauen merken jahrelang nicht, dass ihre Symptome zyklisch auftreten. Erst wenn sie die Schwere und das Muster auf dem Papier erkennen, macht es Klick.
Deshalb empfiehlt Care for Women, zwei bis drei Monate lang täglich Ihre Symptome zu dokumentieren. Dabei wird nicht nur festgehalten, ob das Symptom vorhanden ist, sondern auch, wie stark es ausgeprägt ist: leicht, lästig oder ausgesprochen störend.
Dieses Tagebuch bildet die Grundlage für eine mögliche Diagnose. Es deckt Muster auf, zum Beispiel, dass die Symptome immer nach dem Eisprung beginnen oder sich bei Stress verschlimmern. Und es hilft, zwischen PMDS und anderen Problemen wie Burnout oder Depressionen zu unterscheiden. „Wir erleben Frauen, die sagen: ‚Ich habe Depressionen, aber es fühlt sich nicht wie eine Depression an.‘ Und sie haben oft Recht. Es fühlt sich anders an, weil es wirklich etwas anderes ist.“
Bei Care for Women arbeiten wir nicht mit einem einzigen, festen Behandlungsprotokoll. Jede Frau ist anders, und so ist auch die Behandlung. Manchmal liegen Ursache und Schwere der Beschwerden eindeutig im veränderten Hormonhaushalt, manchmal spielen auch Ernährung, Stress oder Schlafmangel eine Rolle. Deshalb beginnt jede Behandlung mit dem Verständnis des Gesamtbildes. Martens: „Wie sieht Ihr Zyklus im Zusammenhang mit Ihren Beschwerden aus? Leiden Sie auch unter Nährstoffmängeln wie Vitamin D, B6, Magnesium oder Eisenmangel? Wie funktioniert Ihr Stresssystem? Wie ist Ihr Schlafrhythmus und Ihr Blutzuckerspiegel?“
Bei schwerwiegenden psychischen Problemen wie Depressionen oder Selbstmordgedanken wird eine Überweisung an einen Allgemeinmediziner oder Psychologen zur weiteren Unterstützung erfolgen. Wenn eine hormonelle Empfindlichkeit das Hauptproblem darstellt, werden gezielte Änderungen des Lebensstils sowie Nahrungsergänzungsmittel und hormonelle Unterstützung umgesetzt.
„Es gibt keine Wunderpille“, betont Martens. „Man muss zusammenarbeiten, denn die Symptome sind zu vielfältig. Manche Frauen haben aufgrund schlechter Ernährung nicht genügend Nährstoffe, um genügend Hormone zu produzieren. Oder ihr Körper produziert aufgrund von übermäßigem Stress Cortisol, das die Progesteronproduktion unterdrückt und andere Systeme zum Erliegen bringt.“
Deshalb bietet Care for Women das VitalFem-Programm an: ein 12-wöchiges Programm, in dem Frauen lernen, ihr eigenes Hormonsystem zu verstehen. Themen sind unter anderem Ernährung, Bewegung, Schlaf, Zyklusbewusstsein, Stressabbau und viele praktische Tipps zur Linderung der Symptome.
Die Stärke eines solchen Programms liegt in der Selbsterkenntnis. Denn wer versteht, wie sein Körper funktioniert, fühlt sich von Gesundheitsdienstleistern weniger überfordert und ist selbstbewusster.
Leider halten sich hartnäckige Missverständnisse über PMDD. Es wird als anmaßend abgetan oder gar als „Pharmamarketing“ abgestempelt. Martens weist darauf hin, dass dies früher auch beim PMS der Fall war, das Problem heute aber ernster genommen wird. Glücklicherweise ändert sich diese Wahrnehmung langsam. Podcasts, Informationen und wissenschaftliche Forschung schärfen das Bewusstsein. Immer mehr Frauen trauen sich zu sagen: „Das ist nicht richtig. So bin ich nicht.“
Für Martens ist klar: „Wir müssen aufhören zu sagen: ‚Lerne einfach, damit zu leben.‘ Wenn man ausrechnet, wie viele Tage pro Jahr – oder pro Leben – man davon betroffen ist, wird einem klar: Das ist nicht normal. Und man muss es nicht als normal hinnehmen.“
PMDS ist eine Erkrankung, die professionelle Begleitung erfordert. Der erste Schritt ist einfach: Erkennen Sie das Muster. Der zweite Schritt: Suchen Sie sich Hilfe. Und der dritte: Nehmen Sie Ihren Körper ernst. Martens: „Sie haben es sich nicht ausgedacht. Es passiert in Ihrem Körper. Sie haben es nur noch nicht unter Kontrolle, aber das kann sich ändern.“
Denken Sie an Selbstmord? Sie sind nicht allein. Kontaktieren Sie die Suizidprävention 113 unter www.113.nl oder rufen Sie 113 (Ortstarif) oder 0800-0113 (kostenlos) an.
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