Spezialkamera für Weltraum-Handschlag: 50 Jahre später tauchen neue Details zu den Sojus- und Apollo-Flügen auf

„Willkommen“ vs. „Die Russen kommen!“
Vor genau einem halben Jahrhundert, am 21. Juli 1975, endete der gemeinsame Raumflug der sowjetischen und amerikanischen Sojus- und Apollo-Raumschiffe. Es war das erste gemeinsame Weltraumprojekt der beiden Supermächte. Nach dem Andocken schüttelte unser Kosmonaut Alexei Leonow seinem amerikanischen Kollegen in der Luftschleuse die Hand. Dieses Foto ging um die Welt. Es war jedoch noch zu früh, um von einer Entspannung zwischen den USA und der UdSSR zu sprechen. Interessante Details dieses Ereignisses werden noch enthüllt.

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Am 15. Juli 1975 startete der gemeinsame sowjetisch-amerikanische Raumflug Sojus-Apollo. Am 17. Juli fand ein historisches Ereignis statt – das Andocken der Raumschiffe Sojus-19 und Apollo. Die Raumschiffe blieben 44 Stunden angedockt, während der die Besatzungen gemeinsame Experimente und Besprechungen durchführten. Sojus-19 koppelte am 19. Juli von Apollo ab und landete am 21. Juli in Kasachstan. Dieser Flug wurde zum Symbol der Zusammenarbeit zwischen der UdSSR und den USA im Weltraum und demonstrierte die Möglichkeit einer Zusammenarbeit unter den Bedingungen des Kalten Krieges. Besonders das Foto vom Händedruck zwischen den sowjetischen und amerikanischen Kosmonauten in der Luftschleuse ist der ganzen Welt in Erinnerung geblieben. Es wurde ebenso ikonisch wie die Fernsehübertragung des Andockens der Raumschiffe. Doch es stellte sich heraus, dass dieses Wunderbild im Voraus vorbereitet und unter unglaublich schwierigen Bedingungen aufgenommen wurde.
Zunächst wurden mehrere Besatzungen für diesen Flug ausgebildet. Der sowjetische Pilot und Kosmonaut, der zweifache Held der Sowjetunion, Wladimir Dschanibekow, gehörte zur Ersatzmannschaft, doch ihre Ausbildung unterschied sich in ihrer Komplexität nicht von der der Hauptkosmonauten. Er erzählt, dass die sowjetischen Mitglieder der Ersatzmannschaft über den Namen der amerikanischen Besatzung – „Unterstützungsmannschaft“ – lachten. Sie verstanden diese Bezeichnung als Unterstützung für die Helden des Tages nach einem ausgelassenen Fest.
Oksana Leonowa, die Tochter des Sojus-19-Kommandanten Alexei Leonow, sagte, ihr Vater und der Amerikaner, dem sie im Weltraum die Hand geschüttelt hatten, seien lebenslange Freunde geworden. Ihre Familien pflegen ebenfalls gute Beziehungen, und als Thomas Stafford am 18. März 2024, dem Jahrestag von Alexei Leonows erstem Weltraumspaziergang 1965, starb, gingen beide Familien davon aus, dass er in die Umlaufbahn gegangen war, um sich Leonow anzuschließen, der im Oktober 2019 starb.
Laut Wladimir Dschanibekow wurde der Handschlag jedoch bereits auf der Erde von allen Reservemannschaften geprobt. Und sofort traten mehrere technische Probleme auf. Die UdSSR konnte sich ein historisches Foto mit einer amerikanischen Kamera nicht leisten, daher wurde in Kiew dringend eine spezielle Weltraumkamera hergestellt. Ihr Funktionsprinzip unterschied sich von dem der USA, und US-Geschäftsleute waren an dieser Technologie sehr interessiert.
Das zweite Problem war die Kleidung. Die Atmosphäre in amerikanischen Schiffen war sauerstoffreicher, und unsere Astronautenanzüge konnten Feuer fangen. Ein spezieller Stoff war erforderlich. Eine weitere Anforderung an den Stoff war eine andere Farbe als der graue amerikanische Anzug. Handwerker aus St. Petersburg stellten einen Stoff mit noch höherer Feuerbeständigkeit her, der aber ebenfalls grau ausfiel. Später nutzten sie Technologien zum Weben anderer Fäden, und schließlich begann die Farbe zu variieren. Und die Amerikaner kauften sogar große Mengen solcher Stoffe aus der UdSSR für ihre Feuerwehrleute.
Das Treffen im Weltraum sollte im sowjetischen Fernsehen übertragen werden. Doch im letzten Moment wurde ein Problem mit dem Fernsehkabel entdeckt. Man beschloss, den Start von Sojus-19 nicht zu verschieben und das Problem im Weltraum zu lösen. Die Ersatzbesatzungen im Sojus-Analog fanden eine Lösung für die Kabelreparatur. Vom Missionskontrollzentrum aus leiteten sie dann Alexej Leonows Aktionen im Weltraum mit diesem Kabel. Das Kabel wurde repariert, und die ganze Welt verfolgte das Andocken der Raumschiffe im sowjetischen Fernsehen.
Wladimir Dschanibekow berichtete auch von der Unfreundlichkeit der Amerikaner während der Vorbereitung dieses Weltraumprojekts. Die Ausbildung fand in der UdSSR und den USA statt. Doch während wir die Amerikaner mit einem „Willkommen“-Plakat begrüßten, trugen sie ein Transparent mit der Aufschrift „Die Russen kommen!“. Die Habseligkeiten unserer Kosmonauten wurden mehrmals sorgfältig geprüft. Und die technische Dokumentation des Apollo-Raumschiffs war unvollständig. Wir stellten alle Informationen über unser Raumschiff zur Verfügung und konstruierten sogar eine 100 kg leichtere Luftschleusenkammer als die amerikanische. In den USA wurde sie lange getestet, bis man zugab, dass sie besser war und zum Andocken im Weltraum verwendet werden konnte.
Und doch gelang dank des Einsatzes von Vertretern verschiedener Fachrichtungen das historische Andocken. Das Foto war ein Erfolg und erschien auf den Titelseiten aller Medien weltweit. Unklar ist nur, warum russische Kosmonauten in späteren amerikanischen Filmen als Alkoholiker mit Pelzmützen und rostigen Schraubenschlüsseln in der Hand dargestellt wurden.
