Künstliche Intelligenz: Der Aufstieg der Liebessimulations-Apps

Künstliche Intelligenz beschäftigt sich nun mit menschlichen Emotionen. In Asien erfreuen sich zahlreiche mobile Apps, die romantische Beziehungen simulieren, bei jungen Menschen großer Beliebtheit.
Das Prinzip ist ganz einfach: Träumen Sie von einem virtuellen Freund oder einer virtuellen Freundin. Alles ist anpassbar: Name, Outfit, Aussehen und sogar das Verhalten. Wählen Sie zum Beispiel einen schüchternen Studenten oder einen gequälten Dichter. Die Avatare sehen aus, als wären sie einem Zeichentrickfilm entsprungen, und die Gespräche sind sehr realistisch und so gestaltet, dass sie die Dynamik einer echten menschlichen Beziehung möglichst genau nachahmen. Nach und nach lernt er oder sie Sie kennen und wird zu Ihrem Vertrauten. Eine echte Beziehung entsteht.
„Wie bei allen neuen Dingen gibt es eine schöne Seite, aber auch eine Seite, die missbraucht wird und einen negativen Einfluss hat“, warnt der Sexualwissenschaftler Gilbert Bou Jaoudé gegenüber RMC . „Darüber hinaus bestätigen wissenschaftliche Untersuchungen bereits, dass man sich in eine KI verlieben kann, selbst wenn man weiß, dass es sich um einen künstlichen Avatar handelt.“
In Südkorea ist eine solche App, Zeta, ein großer wirtschaftlicher Erfolg und ein echtes soziales Phänomen. Neun von zehn Nutzern sind unter 30 Jahre alt, und jeder vierte Teenager nutzt die App durchschnittlich mehr als zweieinhalb Stunden pro Tag. Zeta ist, gemessen an der Verweildauer, sogar beliebter als TikTok oder Instagram.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handele sich lediglich um ein neues asiatisches Phänomen, das mit der „Waifu“-Kultur zusammenhängt – jenen fiktiven weiblichen Figuren, zu denen man sich romantisch oder sexuell hingezogen fühlt. Doch diese künstlichen Liebes-Apps halten bereits Einzug in Frankreich. Grok , der KI-Assistent von X (ehemals Twitter) unter der Leitung von Elon Musk , bietet diese Art von Dienst bereits über eine mobile App eines Drittanbieters an.
Derzeit nutzen sechs von zehn Franzosen traditionelle Dating-Apps, doch 61 Prozent der Nutzer geben an, dass sie der Gedanke, neue Leute kennenzulernen, ermüdet. „Diese Systeme sind zur Norm geworden“, fügt Gilbert Bou Jaoudé hinzu. „Aber für langfristige Beziehungen ist das nicht so wichtig. Apps verändern all unsere Beziehungen – mit Frustration und Enttäuschung. Der Übergang von virtuell zu real ist etwas völlig anderes.“

„Flirting AI“ taucht daher in diesem neuen Kontext auf, um Trost zu spenden oder Einsamkeit, Angst und Stress zu reduzieren, betonen viele Nutzer in Asien. Dahinter verbergen sich natürlich viele Risiken, wie beispielsweise emotionale Abhängigkeit. Zumal diese Apps ursprünglich mit einem klaren Geschäftsmodell im Hinterkopf entwickelt wurden. Die meisten sind kostenlos, es gibt aber auch viele kostenpflichtige Optionen, um noch intensiver mit dem virtuellen Partner zu interagieren.
RMC