Es stellt sich heraus, dass der Mond nicht der einzige Satellit der Erde ist

Wenn man nur einen einzigen Mond am Himmel sieht, bedeutet das nicht unbedingt, dass es sich um den einzigen Satelliten der Erde handelt. Wissenschaftler haben auch entdeckt, dass gelegentlich andere Himmelskörper auftauchen, die unseren Planeten vorübergehend umkreisen und als „Mini-Monde“ bezeichnet werden.
Eine gemeinsame Studie von Wissenschaftlern aus den USA, Italien, Deutschland, Finnland und Schweden legt nahe, dass sich jederzeit mehrere kleine natürliche Satelliten um die Erde befinden könnten. Der Studie zufolge handelt es sich dabei meist um winzige, vom Mond abgebrochene Gesteinsbrocken. Diese Minimonde, typischerweise etwa zwei Meter im Durchmesser, entstehen aus Staub und Gestein, das von Asteroiden erzeugt und in den Weltraum geschleudert wird. Sind diese Bruchstücke groß genug und geraten in das Gravitationsfeld der Erde, können sie vorübergehend in eine Erdumlaufbahn einschwenken.
Woher kommen Minimonde und wohin gehen sie?Laut Chip verweilen diese kleinen Objekte nicht lange um die Erde. Nachdem sie den Planeten eine Weile umkreist haben, fallen sie entweder aufgrund der Schwerkraft der Sonne aus dem System oder, in seltenen Fällen, zurück auf die Erde oder den Mond. Forscher beschreiben diese vorübergehend gebundenen Himmelskörper als „Teil eines sich ständig verändernden Tanzes“, denn wenn einer verschwindet, kann ein anderer seinen Platz einnehmen. Berechnungen zufolge umkreisen zu jedem Zeitpunkt etwa sechs bis sieben Minimonde mit einem Durchmesser von jeweils über einem Meter die Erde.
Diese Ergebnisse stellen auch frühere Annahmen in Frage, dass Minimonde ihren Ursprung im Asteroidengürtel tief im Sonnensystem haben. Eine Studie aus dem Jahr 2018 hatte vermutet, dass diese kleinen Monde im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter entstanden. Die neue Studie revidiert diese Ansicht jedoch.
Einige kürzlich entdeckte Minimonde weisen ähnliche Eigenschaften wie der Mond auf. Beispielsweise zeigt Kamo'oalewa, ein Himmelskörper, der 2016 vom Pan-STARRS1-Teleskop auf Hawaii entdeckt wurde, eine nahezu identische Reflexion des von der Mondoberfläche reflektierten Lichts. Dieser Minimond mit einem Durchmesser zwischen 40 und 100 Metern weist vermutlich die gleiche Zusammensetzung auf wie die silikatreichen Gesteine des Mondes. Dies deutet darauf hin, dass es sich eher um ein Mondfragment als um einen typischen Asteroiden handeln könnte.
Ein weiterer Minimond mit der Bezeichnung „2024 PT5“, der am 7. August 2024 in die Erdumlaufbahn eintrat, erregt ebenfalls Aufmerksamkeit. Dieses Objekt hat sowohl aufgrund seiner relativ großen Größe als auch seiner langen Umlaufdauer die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler auf sich gezogen. Die Forscher vermuten, dass dieser Minimond ähnliche Eigenschaften wie der Mond aufweist und wie Kamo'oalewa lunarischen Ursprungs sein könnte.
Die Vorstellung, dass sich Minimonde vom Mond gelöst haben könnten, steht tatsächlich im Einklang mit einer bestehenden Theorie zur Mondentstehung. Diesem Modell zufolge, der sogenannten „Big-Impact-Hypothese“, kollidierte die Erde vor etwa vier Milliarden Jahren mit einem anderen Planeten von der Größe des Mars. Das bei diesem gewaltigen Aufprall ins All geschleuderte Material verschmolz schließlich zum Mond. Man vermutet, dass auch einige Fragmente, die sich heute vorübergehend in der Erdumlaufbahn befinden, Spuren dieser Vergangenheit tragen.
Cumhuriyet