Kinder verstehen die digitale Welt, Erwachsene liegen falsch.

Dr. Özlem Koç, Leiterin des Bahçeşehir College, untersuchte die kognitiven und emotionalen Reaktionen von Kindern im Alter von 7 bis 15 Jahren auf digitale Werbung aus der Perspektive von Schülern, Müttern und Lehrern. Koç stellte fest, dass 94,7 Prozent der Kinder ein Bewusstsein für digitale Werbung entwickelt hatten und fügte hinzu: „Meine Forschung hat gezeigt, dass Kinder – entgegen der Annahme von Eltern und Lehrern – digitaler Werbung gegenüber wählerischer und kritischer eingestellt sind.“
Koç hielt einen Vortrag mit dem Titel „Die digitale Illusion: Die Wahrnehmungslücke zwischen Kindern und Erwachsenen in der Welt der digitalen Werbung“. An der Veranstaltung nahmen Enver Yücel, Präsident der Bahçeşehir Uğur Bildungseinrichtungen, Hüseyin Yücel, Geschäftsführer des Bahçeşehir College, Semra Yücel, Gründerin und Vorstandsmitglied des Bahçeşehir College, Prof. Dr. Ali Atıf Bir, Akademiker, Schriftsteller und zahlreiche Leser teil.
Dr. Özlem Koç erklärte, dass Kinder heutzutage in einer digitalen Welt aufwachsen, in der Inhalte und Werbung eng miteinander verknüpft sind, und dass dies zu einer „digitalen Illusion“ führen kann, in der sie sich Sorgen machen, unmittelbar betroffen zu sein. Sie fügte hinzu, dass ihre Forschung gezeigt habe, dass diese Befürchtungen nicht immer der Realität entsprechen.
Koç erklärte, dass diese umfassende Studie, die mit über 600 Kindern im Alter von 7 bis 15 Jahren durchgeführt wurde, ergab, dass Kinder Werbung viel besser wahrnehmen als bisher angenommen und mit zunehmendem Alter eine kritische Distanz entwickeln.
Die Studie bezog nicht nur Kinder ein, sondern alle Beteiligten – Eltern und Lehrkräfte. Ich kam zu einem recht interessanten Schluss: Kinder verstehen es, wir Erwachsenen aber irren uns. Das bedeutet, dass wir als Eltern und Lehrkräfte die Inhalte, denen Kinder online und in digitalen Medien begegnen, ganz anders wahrnehmen als Kinder. Unsere Kinder sind sich der Werbung und der Inhalte, die sie online sehen, sehr bewusst. Ihr Verständnis von Werbung ist hoch. Es liegt bei fast 94,7 Prozent und gilt für alle Altersgruppen. Sie nehmen Werbung wahr und verstehen digitale Inhalte. Besonders interessant an dieser Studie ist, dass Kinder zwar Werbung wahrnehmen, diese aber kaum in Kaufverhalten umsetzen. 80 Prozent der Kinder sagen: „Ich sehe es, ich nehme es wahr, aber ich kaufe es nicht.“ Der Punkt ist: Wir Erwachsenen denken genau das Gegenteil. Wir glauben, dass Kinder stark von Inhalten auf digitalen Plattformen beeinflusst, manipuliert und sich dessen manchmal gar nicht bewusst sind und dass ihr Bewusstsein dafür gering ist. Das liegt zum Teil daran, dass wir ihre digitalen Erfahrungen unterschätzen.
„Der wichtigste Schutzschirm ist die Anleitung von Erwachsenen.“Dr. Koç sagte: „Erwachsene verstehen die Welt und die Erfahrungen von Kindern nicht, und das ist ein Irrtum. Warum ist das wichtig? Weil Kinder in die digitale Welt hineingeboren werden und umgeben von Bildschirmen aufwachsen. Fast alle Lebensbereiche sind den ganzen Tag mit der digitalen Welt verwoben. Wir müssen diese Auswirkungen richtig verstehen und als Eltern ihnen zuhören und sie begleiten. Um diese Kompetenz zu erlangen, müssen Erwachsene jedoch zunächst digital und medienkompetent sein. Anders gesagt: Wir müssen erst lernen und dann unsere Kinder begleiten können. Denn sie sind in die digitale Welt hineingeboren und anfällig für Technologie. Sie wachsen anders auf als wir, aber letztendlich sind sie Kinder. Deshalb brauchen sie Schutz – sowohl emotional als auch kognitiv. Der wichtigste Schutz ist die Begleitung durch Erwachsene.“ Dr. Koç sagte: „Besonders interessant an dieser Studie ist, dass Kinder zwar Werbung wahrnehmen, diese aber nur selten in Konsumverhalten, also Kaufverhalten, umsetzen. 80 Prozent der Kinder sagen: ‚Ich sehe es, ich nehme es wahr, aber ich kaufe es nicht.‘ Wir Erwachsenen denken genau das Gegenteil. Wir glauben, dass Kinder stark von Inhalten auf digitalen Plattformen beeinflusst, manipuliert und sich dessen manchmal gar nicht bewusst sind und dass ihr Bewusstsein dafür gering ist. Das liegt zum Teil daran, dass wir ihre digitalen Erfahrungen unterschätzen. Genau aus diesem Grund ist dieses Buch entstanden und soll Eltern und Lehrkräften gleichermaßen vermitteln: ‚Verstehen Sie die Welt der Kinder, erkennen Sie ihre Erfahrungen in der digitalen Welt und begleiten, stärken und führen Sie sie in dieser Welt.‘“
„Digitale Werbekompetenz sollte schon im frühen Kindesalter vermittelt werden.“Koç betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie im digitalen Zeitalter eine neue Bedeutung erlangt hat. Es sei entscheidend, dass Eltern sich aktiv an der Auseinandersetzung mit den Online-Erfahrungen ihrer Kinder beteiligen, anstatt ihnen lediglich Einschränkungen aufzuerlegen. Koç hob hervor, dass das Bildungsministerium den Lehrplan zur Medienkompetenz erweitern müsse. „Digitale Werbekompetenz“ und „Social-Media-Kompetenz“ sollten bereits im frühen Kindesalter vermittelt werden. Ziel dürfe nicht der Schutz der Kinder sein, sondern ihre Stärkung, indem ihnen beigebracht wird, wie die digitale Welt funktioniert und wie sie das Gesehene kritisch hinterfragen können.
Dr. Özlem Koç betonte, dass ihr Buch „Digitale Illusionen im Internet“, das auf Forschungsdaten und ihrer Doktorarbeit basiert, die Schaffung eines digitalen Ökosystems fordert, das Kinder stärkt. Sie sagte: „Unser Ziel sollte nicht nur der Schutz von Kindern sein, sondern auch, sie zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Individuen in der digitalen Welt zu erziehen. Schulen, Institutionen und Eltern tragen dabei eine große Verantwortung. Wir müssen Medienkompetenz als wichtige Lebenskompetenz begreifen und unsere Kinder entsprechend begleiten.“
Zum Abschluss der Veranstaltung signierten die Gäste Exemplare des Buches „Digital Delusion on the Internet“ und unterhielten sich mit Dr. Özlem Koç über ihre Forschung.
UAV
Reporter: Nachrichtenzentrum
İstanbul Gazetesi



