Lorena Pipenco träumt von ihrer eigenen wilden, wundervollen Welt

Lorena Pipenco war schon immer mutig und fantasievoll und fühlte sich mit leuchtenden Farben und maximalistischen Mustern wohler als mit schlichtem Schwarz und Weiß. Die 24-jährige Absolventin der Parsons School of Design kreiert Kollektionen, die durch vielschichtige Texturen, theatralische Strukturen und absurde Proportionen bestechen – und immer mit einer starken Storyline. Kein Wunder also, dass Musiker ihre Arbeit lieben: Sie kleidete Karol G für ihre Tournee ein und stattete die Tänzer von Doja Cat aus.

Pipencos Debütkollektion war inspiriert vom rumänischen Musical „Veronica“ aus dem Jahr 1972, einem Film, den sie als Kind liebte. Was sie für skurril hielt, erkennt Pipenco heute als Propaganda. Für Herbst 2025 interpretierte sie die Geschichte von Dracula neu und fantasierte darüber, wie die Frauen im Leben des Vampirs ausgesehen und was sie getragen hätten. Es besteht eine echte Spannung zwischen der Wertschätzung eines Klassikers und seiner Kritik aus moderner Perspektive, und genau darin lebt Pipenco.

Ein Look aus der Herbstkollektion 2025 von Pipenco.

Ebenso sieht die Designerin Mode als ein Mittel, das kulturelle Tauziehen auszuleben, das sie während ihrer Kindheit mit rumänischen Wurzeln in Großbritannien empfand. Sie erinnert sich, dass sie sich in ihrer Jugend „ziemlich für ihre Herkunft geschämt“ hat, sagt sie. Da ist wieder dieses Spannungsthema, dieser Grat zwischen dem Gefühl, von Gleichaltrigen ausgegrenzt zu werden und dem Wunsch, stolz auf ihre Herkunft zu sein. Seit sie mit ihrer Mutter und Großmutter (die ihr Leben lang Näherin war) zusammenarbeitet, hat Pipenco gelernt, ihre Herkunft zu akzeptieren und bezieht nun sogar Textilien aus ihrem Heimatland. „Ich möchte eine rumänische Marke sein. Ich möchte Raum haben, meine Kultur zu fördern, und dass die Leute sich mit zwei verschiedenen Traditionen verbunden fühlen. Ich denke, es ist wichtig, dass diese Geschichten in der Mode stecken.“ Ob sie nun Popkultur kommentiert oder eine persönliche Abrechnung ausdrückt, Pipenco bietet ein universelles Mantra: Zwei Dinge können gleichzeitig wahr sein.

Ein Look aus der Herbstkollektion 2025 von Pipenco.

Was ihre nächste große Inspiration sein wird, darüber ist sie noch nicht im Bilde. Vielleicht wird es „Grannycore“, aber auch Leinen. So oder so, es wird ganz ihre eigene sein. „Bei den Kollektionen versuche ich, den Lärm anderer Leute auszublenden. Der bleibt einem einfach im Kopf. Wenn ich nicht an meiner Kollektion arbeite, mache ich Dinge, die überhaupt nichts damit zu tun haben, wie Reality-TV schauen oder einfach nur alberne Sachen.“ Und weil Sie neugierig sind: Zu den „albernen Sachen“ gehört auch dreimal pro Woche Karaoke. (Oft ABBA, aber sie möchte ihr Repertoire auffrischen.) Egal, was sich dieser aufstrebende Star als Nächstes ausdenkt, Sie können sicher sein, dass Lorena Pipenco sich selbst treu bleibt.