Künstliche Intelligenz wird es ermöglichen, psychische Störungen anhand der Netzhaut zu diagnostizieren.

Wissenschaftler der UrFU haben einem neuronalen Netzwerk beigebracht, psychische Störungen anhand der Augen zu erkennen.
Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Uraler Föderalen Universität, die gemeinsam mit internationalen Kollegen durchgeführt wurde, soll dazu beitragen, eine Vielzahl psychiatrischer Störungen im Frühstadium zu erkennen. Sie trainieren ein neuronales Netzwerk, um Krankheiten anhand der Netzhaut zu diagnostizieren. Dabei werden Daten verwendet, die durch Elektroretinographie gewonnen wurden.

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Diese Methode unterscheidet sich von den gängigsten ophthalmologischen Untersuchungsmethoden durch den Einsatz von Elektroden. Diese Elektroden dienen zur Aufzeichnung der elektrischen Potentiale, die in der Netzhaut als Reaktion auf Licht erzeugt werden. Die Methode ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Ihr Entdecker glaubte, dass die Elektrizität von den Sehnerven erzeugt wird. Seine Nachfolger entdeckten jedoch, dass die Netzhaut die Elektrizität erzeugt.
Diese Methode ist heute nicht mehr sehr verbreitet. Die Reaktion der Netzhaut (der inneren Schicht) des Augapfels wird meist auf altmodische Weise untersucht: Der Arzt strahlt Licht unterschiedlicher Intensität in das Auge und zieht anhand seiner Beobachtungen Rückschlüsse auf den Zustand des Augenhintergrunds. Ein Elektroretinogramm (ERG) liefert ein objektiveres Bild vom Zustand der Netzhaut, da es – im Gegensatz zu einem Arzt, der Fehler machen kann – die Reaktion der Netzhaut auf Lichtsignale unterschiedlicher Intensität genau wiedergibt.
Bis vor Kurzem wurde diese Methode speziell zur Diagnose von Augenkrankheiten eingesetzt. Erst kürzlich entdeckten Wissenschaftler jedoch, dass sie auch zur Diagnose neurologischer Erkrankungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen und Parkinson eingesetzt werden kann. Die Reaktion der Netzhaut auf Licht steht mit diesen Erkrankungen in Zusammenhang. Die Analyse von Elektroretinogrammen mittels künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht eine relativ genaue Einschätzung der Anfälligkeit eines Patienten für diese Erkrankungen, deren Fortschreiten von Psychiatern gestoppt werden kann.
Wie der Pressedienst der UrFU erklärte, laden die Forscher zum „Training“ der KI Daten aus der Untersuchung verschiedener Patienten mit bekannten Diagnosen in das neuronale Netzwerk. Die russischen Wissenschaftler nutzen Daten aus Krankenhäusern in Jekaterinburg sowie Informationen ihrer internationalen Kollegen. Obwohl die Entwicklung der neuen Diagnosetechnologie noch nicht abgeschlossen ist, glauben die Wissenschaftler an eine vielversprechende Zukunft.
mk.ru