Befindet sich Krypto (wieder) in einer Blase?

Die Kryptowelt ist in Aufruhr. Fragt man einen überzeugten Anhänger, wird er sagen, das sei erst der Anfang. Fragt man einen Skeptiker, wird er schwören, wir würden in Echtzeit eine Blase wachsen sehen. Eine, die jeden Moment platzen könnte.

Ich habe die Aufregung letzte Woche bei einem Krypto-Event in Brooklyn hautnah miterlebt. Die Bar war voll. Die Leute waren aufgeregt. Es fühlte sich an wie ein Flashback in die Jahre 2020 und 2021, als das Kryptofieber jeden erfasste, vom Kleinanleger in seinen Zwanzigern bis zu den Großeltern. Damals drehte sich alles um Bitcoin, auffällige NFTs wie den Bored Ape Yacht Club und alles, was wilde Renditen versprach. Es war ein digitales Casino, in dem jeder hoffte, schnell reich zu werden.

Doch dann kam der Crash. Der „Krypto-Winter“ brach an, geprägt vom spektakulären Niedergang der Kryptobörse FTX und ihres Aushängeschilds Sam Bankman-Fried. Milliarden verschwanden. Das Vertrauen brach zusammen. Die Regulatoren waren im Einsatz.

Und jetzt? Die Energie ist zurück. Und sie ist verwirrend.

Bei der Veranstaltung in Brooklyn, die von Wire Network (einem Startup, das verschiedene Kryptosysteme, sogenannte „Blockchains“, verbindet) ausgerichtet wurde, war der Optimismus deutlich spürbar. „Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt, um Krypto-Entwickler zu sein“, sagte mir Mitgründer Ken DiCross.

Auf dem Papier scheint das Comeback der Kryptowährungen unaufhaltsam. Der Gesamtmarktwert der Branche ist seit Anfang 2023 um über 3 Billionen US-Dollar gestiegen. Unternehmen wie Robinhood, Coinbase und MicroStrategy reiten auf dieser Welle. Die Circle Internet Group, das Unternehmen hinter einem der größten „Stablecoins“, ging im Juni mit einer Bewertung von 6 Milliarden US-Dollar an die Börse. Innerhalb weniger Wochen stieg der Wert auf fast 50 Milliarden US-Dollar.

Moment, was ist eine Stablecoin?

Ein Stablecoin ist eine Kryptowährung mit stabilem Wert, die üblicherweise an den US-Dollar gekoppelt ist. Die Idee ist, den Menschen die Geschwindigkeit und Flexibilität von Kryptowährungen zu bieten, ohne die starken Preisschwankungen von Bitcoin oder Ethereum. Theoretisch könnte man mit Stablecoins statt Bargeld Kaffee kaufen oder die Miete bezahlen. In der Praxis ist das aber noch nicht der Fall.

Doch die Kryptofirmen setzen eindeutig darauf: Eines Tages werden wir alle digitale Dollars anstelle von Papiergeld verwenden. Das ist der Grund für den aktuellen Goldrausch. Die Frage ist: Überschätzen sich die Leute?

Die neuen Krypto-Lieblinge: DeFi und Bitcoin-Treasury-Unternehmen

Ein Großteil des aktuellen Hypes dreht sich um DeFi, kurz für dezentrale Finanzen. Betrachten Sie es als Versuch, die Wall Street ohne Banken wiederaufzubauen. Anstatt dass eine Bank Ihren Kredit genehmigt oder Ihre Transaktionen abwickelt, übernimmt dies Code. Keine Mittelsmänner, keine Gatekeeper. Klingt revolutionär, war aber bisher hauptsächlich ein Spielplatz für Spekulanten und Technikfreaks.

Dann gibt es noch die Bitcoin-Treasury-Unternehmen. Das sind ganz normale Unternehmen, die ihre Bilanzen mit Bitcoin statt mit Dollar, Euro oder Gold füllen. MicroStrategy ist das Paradebeispiel dafür. Das Unternehmen investiert Milliarden in Bitcoin und hat sich von einem verschlafenen Softwareunternehmen zu einer Art Krypto-Hedgefonds entwickelt. Die Idee dahinter ist, dass Bitcoin langfristig die Inflation und Fiat-Währungen überflügeln wird.

Blase oder Boom?

Es gibt keine klare Antwort. Die Zahlen sind schwindelerregend. Der Hype ist real. Und dennoch herrscht weiterhin große Unsicherheit darüber, ob die großen Versprechungen von Kryptowährungen jemals der Realität entsprechen werden. Selbst mit einem kryptofreundlichen Präsidenten im Weißen Haus ist der Weg, Bargeld oder die Wall Street zu ersetzen, lang.

Handelt es sich also um eine Blase? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es kommt darauf an, wen man fragt.