Elektroautos: Können wir der von den Herstellern angekündigten Autonomie wirklich vertrauen?

Für Autofahrer ist die Autonomie von Elektrofahrzeugen ein entscheidendes Kriterium. Doch das Protokoll zu seiner Auswertung ist in Italien umstritten.
Bei der Wahl eines neuen Elektroautos ist für künftige Käufer die Reichweite ein zentrales Thema. Der Grund: „ Low Battery Anxiety “ , also die Angst, mitten auf der Fahrt der Akku leer zu werden. Das Protokoll WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicle Test Procedure) liefert eine Schätzung der Reichweite von Elektrofahrzeugen. Seit dem 1. Januar 2019 sind alle Hersteller in Europa verpflichtet, die im WLTP-Zyklus ermittelten Daten anzugeben. Die scheinbar objektiven Daten (da sie von allen Herstellern verwendet werden) ermöglichten dem Verbraucher einen Vergleich der Modelle.
Allerdings wurden diese Angaben am 21. Februar durch die Eröffnung einer Untersuchung durch die italienische Wettbewerbsbehörde in Frage gestellt. Anlass ist, dass vier Betreiber ( BYD , Stellantis , Tesla und Volkswagen ) auf ihren jeweiligen Webseiten angeblich "allgemeingültige und teilweise widersprüchliche Angaben zur Reichweite in Kilometern der verkauften Elektrofahrzeuge" machten. Im Einzelnen haben die Hersteller „nicht angegeben, welche Faktoren Einfluss auf die angegebene maximale Kilometerleistung haben und welchen Effekt sie auf die tatsächliche Kilometerleistung haben“ , stellt die italienische Wettbewerbsbehörde fest.
Bereits am 20. April hatte der Verband UFC Que Choisir die von den Herstellern angegebenen Autonomiewerte infrage gestellt. Ihrer Meinung nach seien die Bedingungen zur Messung der Autonomie von Elektroautos wenig realistisch. Der WLTP-Test auf einem Rollenprüfstand berücksichtige entscheidende Faktoren wie „Luftwiderstand und Rollwiderstand“ nicht, weist der Verband darauf hin.
Gleiches gilt für Energiefresser wie Klimaanlage und Heizung, die Außentemperatur und den Fahrstil, die bei der Prüfung keine Berücksichtigung finden. Und insgesamt wird der deutliche Mehrverbrauch an Strom bei Autobahnfahrten im Test nicht ausreichend berücksichtigt.
Das WLTP-Protokoll weist daher erhebliche Mängel bei der Beurteilung der Autonomie von Elektroautos auf. Um die Zuverlässigkeit des Tests zu verbessern, sollte der Gesetzgeber repräsentativere Fahrbedingungen in das Testprotokoll aufnehmen. Fortgesetzt werden.
lefigaro