BYD Dolphin Surf, nicht so günstig

TEST - Der chinesische Gigant und Elektro-Champion spinnt sein Netz weiter und bringt ein Einstiegsmodell ab 20.000 Euro auf den Markt.
Wo bleibt BYD? Die Marke aus Shenzhen gibt sich nicht damit zufrieden, Tesla den ersten Platz auf dem Siegerpodest der globalen Elektroautohersteller abgenommen zu haben. Sie produziert ihre eigenen Batterien und bereitet sich darauf vor, einige ihrer Fahrzeuge in Europa zu produzieren, darunter wahrscheinlich auch den kleinen Dolphin Surf, der hier getestet wird. In Ungarn entsteht neben dem zukünftigen Europasitz der Marke eine Fabrik mit angeschlossenem Forschungs- und Entwicklungszentrum. Kurz gesagt: BYD hat große Ambitionen, seinem Slogan „Build Your Dreams“ (BYD) Taten folgen zu lassen. In Frankreich ist BYD bereits stark vertreten: Bis Ende des Jahres sind über 100 Standorte bei großen Automobilvertriebsgruppen geplant, bis 2026 soll sich die Zahl verdoppeln. BYD wird bis zum zehnten Modell seiner Baureihe gewartet haben, um in den Einstiegsmarkt zu investieren, der dem Elektroauto den entscheidenden Durchbruch ermöglichen soll. Nach der Einführung einer Reihe von Kernmodellen für Familien soll der Dolphin Surf nun den Zugang zu Elektrofahrzeugen erleichtern. Obwohl der Einstiegspreis unter 20.000 Euro liegt, strebt das chinesische Stadtauto Preise nahe dem Marktdurchschnitt an. Sein Hauptvorteil: Mit 3,99 m Länge positioniert er sich preislich gegenüber dem Renault 5, was den Preis des zukünftigen Twingo betrifft.
Wohnlichkeit wie in einem Minivan. Die MPV-Karte zu spielen ist ein bewährtes Rezept: das Dach hochklappen, um die Wohnlichkeit zu erhöhen. Die Japaner haben das für ihre Miniautos in der Kategorie Kei-Car gut verstanden. Mit einer Länge von 1,59 m bietet der Dolphin Surf somit viel Platz für seine 4 Passagiere und der Kofferraum ist mit einem Volumen von 308 Litern sehr ordentlich. Es fehlt lediglich eine Gepäckabdeckung. Die Kabine strahlt Vertrauen aus, mit den sicher zuschlagenden Türen, den soliden und gut verarbeiteten Materialien und der seriösen Präsentation. Wir dürfen sicherlich am drehbaren Bildschirm zweifeln, der die Wahl zwischen Hoch- und Querformat ermöglicht – offen gesagt, eine Spielerei, aber ansonsten ist das chinesische Stadtauto überzeugend, ja sogar schmeichelhaft. Nur die Grafik der Bildschirme kann enttäuschen: Sie ist etwas veraltet und geht Hand in Hand mit einer durchschnittlichen Ergonomie, es sei denn, Sie verwenden Apple CarPlay oder Android Auto.
Die Kompaktversion der BYD e-Platform 3.0 bietet eine moderne und effiziente Elektroplattform mit eigenen Batterien mit bis zu 43,2 kWh Bruttokapazität (30 kWh in der Einstiegsklasse). In unserer Testversion mit 156 PS ist die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h alles andere als saumäßig (9,1 Sekunden), und der Fahrspaß ist in der Stadt durchaus zufriedenstellend, vorausgesetzt, man gibt das Gaspedal so dosiert, dass die traktionsarme Vorderachse nicht überlastet wird.
Gutes Maß an Komfort und Fahren
Der lebendige und wendige Dolphin Surf ist in seinem Element und gleitet dank seiner geringen Breite mühelos durch die Gegend. Beim Verlassen von Straßen und Boulevards stößt er mit seiner sanften Dämpfung, die nicht zu einer Beschleunigung neigt, an seine Grenzen. Er bietet guten Komfort und eine sehr gute Schalldämmung. Der Dolphin Surf ist ein wahrhaft vielseitiges kleines Auto, das lange Fahrten auf Schnellstraßen mit nur einer Sorge meistert: zu oft anhalten zu müssen. Die versprochene Reichweite von 310 km für unsere Topversion ist sehr optimistisch. Wenig überraschend ist bei dieser Reichweite die Schnellladefunktion auf 85 kW begrenzt und erfordert etwa 30 Minuten Geduld.
Ab der Basisversion für 19.990 € (88-PS-Motor und kleine Batterie) ist der Dolphin Surf serienmäßig mit GPS-Navigation und integrierter Ortung ausgestattet. Er bietet außerdem einen digitalen Schlüssel, einen Sprachassistenten (wenig überzeugend), Klimaanlage, Parksensoren und eine Rückfahrkamera sowie einen adaptiven Tempomat. Unsere Topversion namens Comfort bietet zusätzlich elektrische und beheizte Sitze, 360°-Rundumsicht und ein Induktionsladegerät für 25.990 € und nähert sich damit dem Renault 5 an, der zwar weniger wohnlich, aber dynamischer ist. Eine attraktive 6-Jahres-Garantie überzeugt von der Zuverlässigkeit dieses Neulings.
Gut ausgestattet und solide gebaut, hat der kleine BYD viele Vorteile, um seinen Platz unter den Stadtautos zu finden. Seine dynamischen Qualitäten reichen jedoch bei weitem nicht an die eines Renault 5 heran.
Technisches Datenblatt
Motor: Permanentmagnet-Synchronelektro
Leistung: 156 PS
Drehmoment: 220 Nm
Getriebe: Vorderradantrieb, 1-Gang mit Untersetzungsgetriebe
Batterie: LFP 43,2 kWh brutto
Maße: L. 3,99 l. 1,72 Std. 1,59 m
Kofferraum: 308 Liter
Gewicht: 1.390 kg
Verbrauch (WLTP kombiniert): 16 kWh/100 km
Reichweite (gemischt WLTP): 310 km
Aufladen 10–80 %: 30 Min. (DC 85 kW)
Geschwindigkeit: 150 km/h
0–100 km/h: 9,1 s
Preis: 25.990 €
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