Wenn das puritanische Amerika mit einem Aufkleber einen Kreuzzug gegen die Musik startet

Von Julien Bouisset
Veröffentlicht am , aktualisiert am
Prinz, Frank Zappa, Madonna. SIPA
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Serie 1985 startete eine amerikanische Mutter einen Kreuzzug gegen als obszön geltende Rockmusik. An ihrer Seite: Politiker, Zensoren, Kirchen. Im Fadenkreuz: Prince, Frank Zappa, Madonna… So entstand das berühmte schwarz-weiße Logo „Parental Advisory Explicit Lyrics“.
Um weiter zu gehen
„Ich traf Nikki in einer Hotellobby, sie masturbierte gerade mit einer Zeitschrift.“ Eines Morgens im Dezember 1984 spielte die elfjährige Karenna Gore Prince’ letztes Meisterwerk „Purple Rain“ auf ihrem Plattenspieler. Als die erste Strophe des fünften Stücks „Darling Nikki“ ertönte, schnappte ihre Mutter, Mary Elizabeth „Tipper“ Gore, nach Luft. Empört schnappte sie sich die Schallplatte, rannte zum Plattenladen und verlangte ihr Geld zurück. Sie weigerte sich, da das Album bereits geöffnet und abgespielt worden war. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Mutter schrieb ihren Zorn 1987 in einem Buch mit dem Titel „Raising PG Kids in an X-Rated Society“ nieder: „Der vulgäre Text war uns beiden peinlich. Zuerst war ich fassungslos, dann drehte ich durch! Millionen Amerikaner kauften diese Platte, ohne zu wissen, was sie erwarten würde!“
Doch wie viele andere Eltern ihrer Generation wurde auch diese blonde Frau mit dem strengen Bob nicht als prüdes Mädchen geboren. Schon als junges Mädchen schunkelte sie zu Beatles-Songs wie „Twist and Shout“. Doch die Zeiten hätten sich geändert, sagt sie: „Die Kommunikationsindustrie bietet immer jüngeren Kindern immer explizitere Bilder von Sex und Gewalt.“
Diese Gesellschaft des Spektakels, die pornographisch geworden ist, missfällt dem puritanischen Amerika zutiefst …
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