Aus Rom, Italien: Ein Experte beschreibt das Klima der Erwartung vor dem Konklave.

Nur wenige Stunden bevor das Konklave zur Wahl des 267. Papstes in der Geschichte der katholischen Kirche beginnt, richten sich die Augen der Welt auf die Vatikanstadt im italienischen Rom.
Das Konklave beginnt offiziell am Mittwoch. Der Vatikan hatte am Vortag Bilder der Sixtinischen Kapelle veröffentlicht, die die Feierlichkeit widerspiegeln: Mehrere Tischreihen sind mit braunen und roten Stoffen geschmückt, auf denen die Namen der Kardinäle zu lesen sind.
Ab 15:00 Uhr (13:00 Uhr GMT) am Mittwoch werden die Telefonsignale im Vatikan unterbrochen, um die Kardinäle vor äußeren Einflüssen zu isolieren.
Während des Konklaves dürfen die „Kirchenfürsten“ weder auf Telefon noch auf Internet oder andere Medien zugreifen und müssen über alles, was mit der Wahl des neuen Papstes zusammenhängt, Stillschweigen bewahren.

Das Foto vom 6. Mai zeigt die Sixtinische Kapelle vor dem Konklave. Foto: AFP
Die erste Abstimmung zur Wahl des neuen Papstes findet am Nachmittag des 7. Mai statt. Der Rauchausstoß erfolgt zwischen 18:00 und 19:00 Uhr. (Bogotá: 11 und 12 Uhr).
Ab Donnerstag, dem 4., finden die Abstimmungen täglich statt: zwei Uhr morgens: 10:30 und 12:00 Uhr (Bogotá: 3:30 und 5:00 Uhr) und die zweite zwischen 17:30 und 19:00 Uhr (Bogotá: 10:30 und 0:00 Uhr).
Vom Petersplatz, dem Herzstück des Konklaves, berichtet Vatikanexperte Oscar Elizalde über die Atmosphäre in der italienischen Hauptstadt.
Wie ist die Atmosphäre auf dem Petersplatz in den Stunden vor der Veranstaltung? Es herrscht eine angespannte Ruhe. Tausende Pilger ziehen durch die umliegenden Straßen. Viele nehmen am Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit teil, doch alle konzentrieren sich auf das Konklave, das morgen um 10 Uhr römischer Zeit mit einer Messe beginnt, die den Prozess offiziell eröffnet. Am Nachmittag beginnt die erste Abstimmung in der Sixtinischen Kapelle, wo sich die 133 wahlberechtigten Kardinäle versammeln.
Es befindet sich an einem zentralen Ort in der Vatikanstadt ... So ist das. Von hier aus sieht man den zwischen Apostolischem Palast und Sixtinischer Kapelle installierten Schornstein, aus dem der Rauch aufsteigen wird: schwarz, wenn es keine Entscheidung gibt, weiß, wenn der neue Papst bereits gewählt ist. Sie können auch den Balkon sehen, auf dem nach der Wahl des Papstes das „Habemus Papam“ verkündet wird.
Wie wird morgen (Mittwoch, 6. Mai) sein? Was sind die Schlüsselmomente? Die Kardinäle wohnen bereits in der Casa Santa Marta, wo Papst Franziskus lebte. Heute Abend wird es völlig isoliert sein, genau wie die Sixtinische Kapelle. Morgen um 10 Uhr findet die Pro Eligendo Pontifice-Messe statt, am Nachmittag beginnt die erste Abstimmung. Ab Donnerstag finden jeweils zwei Abstimmungen am Vormittag und zwei am Nachmittag statt. Erinnern Sie sich daran, dass Papst Franziskus 2013 im fünften Wahlgang gewählt wurde.
Wie weit ist der Zugang möglich? Wie ist die Sicherheitseinrichtung? Der Zutritt zum Petersplatz ist weiterhin möglich, allerdings gibt es bereits Zäune und eine verstärkte Sicherheitspräsenz, ähnlich wie bei der Beerdigung des Papstes. Auch eine bedeutende Medieninfrastruktur ist vorhanden: Der Vatikan hat ein Medienzentrum für das Dikasterium für Kommunikation und den Presseraum eingerichtet. Mehr als 4.000 Journalisten sind akkreditiert, um über die Veranstaltung zu berichten.
Sprechen wir über den Abstimmungsprozess im Konklave Alles folgt einem strengen Ritual. Die Kardinäle schwören ewige Geheimhaltung. Sie sitzen in der Reihenfolge, in der sie zu Kardinälen ernannt wurden. Morgen Nachmittag könnte es zu einer ersten Wahl kommen, doch in der Regel kommt es im ersten Wahlgang nicht zu einer Wahl. Ab Donnerstag wird die Abstimmung intensiviert.
Und welche Namen klingen am ehesten nach möglichen Nachfolgern? Von etwa 20 Namen ist die Rede. Zu den bemerkenswerten Persönlichkeiten gehören Pietro Parolin, der derzeitige Außenminister; der Philippiner Luis Antonio Tagle; der ebenfalls philippinische Kardinal David; der Amerikaner Robert Prevost, Präfekt des Bischofsdikasteriums; und der Italiener Matteo Zuppi, Präsident des italienischen Episkopats. Sie alle haben das Profil eines Pfarrers, der dem Stil von Franziskus nahesteht, obwohl sie auch nach jemandem suchen, der die Fähigkeit besitzt, die verschiedenen Kulturen der Kirche zu leiten und eine Gemeinschaft zwischen ihnen zu schaffen.
Und wie verliefen in den letzten Tagen die Treffen zwischen den Kardinälen? Sie hatten mehrere allgemeine Versammlungen. Bei jedem Treffen präsentieren etwa 20 bis 25 Kardinäle ihre Vorstellungen zur Zukunft der Kirche. Sie sind Räume für Gebet, Besinnung und gegenseitiges Verständnis, die wichtig sind, da viele Menschen einander nicht kennen. Sie diskutierten auch Themen wie Missbrauch, die Wirtschaft des Vatikans, Multikulturalismus und Regierungsführung.
Viele der Wahlmänner wurden von Papst Franziskus ernannt. Hat das irgendeinen Einfluss? Definitiv. Die meisten erwähnten zentrale Themen des Pontifikats von Franziskus: eine Kirche, die auf andere zugeht, den Armen nahe ist, sich für den Frieden einsetzt und keinerlei Toleranz gegenüber Missbrauch zeigt. Dies beeinflusst die Wahl und das Profil des neuen Papstes.
Und schließlich: Sind die Kardinäle nun völlig isoliert? Noch nicht. Sie werden heute Abend weiterhin in Santa Marta ankommen. Morgen beginnt mit der Eröffnungsmesse die totale Isolation. Von da an dürfen sie keinen Kontakt mehr zur Außenwelt haben und keine Geräte mehr mit sich führen. Alles unterliegt strengen Kontrollen, sogar mit Unterstützung der italienischen Regierung, um die Kommunikation abzuschirmen und jegliche Störungen oder Lecks zu verhindern. Die Sixtinische Kapelle ist jetzt für die Öffentlichkeit geschlossen und vollständig gesichert.
Camilo Peña Castaneda – Herausgeber von Today's Life
MATEO CHACÓN – UNTERHERAUSGEBER VON LIFE TODAY
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