Ricardo Bofill, unveröffentlichter Filmemacher

Zwei bislang unveröffentlichte Filme des Barcelonaer Architekten Ricardo Bofill (1939–2022), die kürzlich in seinem Archiv entdeckt wurden, werden bei der 22. Ausgabe des Documenta Madrid-Festivals gezeigt, das nächste Woche vom 6. bis 11. Mai stattfindet. Dabei handelt es sich um „Image of the City“ (1967), bei dem er gemeinsam mit seinem Kollegen Oscar Tusquets Regie führte, und „Architectural Hallucination “ (1967), der gemeinsam mit Peter Hodgkinson und Xavier Bagué entstand, beides seine Kollegen beim Architecture Workshop.
Dies waren die Zeiten der Barcelona School, einer lokalen Widerspiegelung der französischen Nouvelle Vague, die durch eine informelle und äußerst freie Praxis des filmischen Geschichtenerzählens mit dem Diskurs eines gewissen spanischen Neorealismus brechen wollte.
Das 18-minütige City Picture beginnt mit Standbildern eines jungen Tusquets, der ungehemmt tanzt.Der 18-minütige Film „Image of the City“ beginnt mit Standbildern eines jungen Tusquets, der ungehemmt tanzt. In den Nebenrollen sind Serena Vergano und Beatriz de Moura zu sehen. In einer Nebenrolle tritt unter anderem Salvador Clotas auf, der einen Trenchcoat und eine Sonnenbrille trägt. Diese Bilder werden mit anderen aus Barcelona gemischt, die aus einem fahrenden Citroën 2-CV gefilmt wurden. Zum Beispiel eine schmutzige Pedrera mit Lebensmittelgeschäften und Raucherläden im Erdgeschoss; von Lastwagen, die in einer Reihe auf dem Bürgersteig des Paseo Picasso neben dem Born-Markt geparkt waren, der damals noch in Betrieb war; von den Ramblas, der Boqueria ohne Touristen, dem Hafen und den Bahnhöfen. Das Ganze ist ein Wirrwarr von unverwechselbarem Pop-Flair, das Fragmente von Fernsehwerbung mit Fotos der Models Twiggy, Teresa Gimpera, Rafaela Aparicio und Ursula Andress, Comic-Vignetten und Sequenzen aus Charlot-Filmen kombiniert. Gewürzt ist dieses Stück mit einem zusammenhanglosen Diskurs über Städte und einem Soundtrack, der die Stones, Anklänge an Wagner, gregorianische Gesänge und proletarische politische Tiraden vereint.
Auch im 17-minütigen Film „Architectural Hallucination“ ist Verganos Präsenz konstant, diesmal durchsetzt mit Bildern von Werken Bofills, von denen in Barcelona in den Straßen Bach oder Maestro Pérez-Cabrero bis hin zu Xanadú in Calpe, als es noch im Bau war.

„Architektonische Halluzination“
Bofills bekannte Filmproduktion konzentrierte sich bislang auf zwei Werke. Einerseits Schizo (1970), ein 75-minütiger Dokumentarfilm mit dem Untertitel „Ein fiktiver Bericht über die Architektur des Gehirns“, der sich mit der Beziehung zwischen Kunst und Wahnsinn befasst. Und auch der kürzere, 24 Minuten lange Film „Circles“ (1966), eine Erkundung bestimmter geometrischer Formen, die auf römischen Gebäuden wie dem Kolosseum oder dem Pantheon basieren.

Bild der Stadt (1967)
Quellen, die mit dem Bofill-Archiv vertraut sind, geben an, dass kürzlich auch Aufnahmen von zwei weiteren Arbeiten des Architekten und seines Teams entdeckt wurden. Diese stehen jeweils im Zusammenhang mit seinem nicht realisierten Projekt „The City in Space“ in Moratalaz und einem gebauten Bauerndorf in der algerischen Wüste. Mit einigen dieser Materialien hat Héctor Civera die Produktion Miratges geschaffen, die auch auf der Documenta Madrid präsentiert wird.
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