Taylor Swifts neues Album: Ein Showgirl-Leben auf der Überholspur

Ausnahmezustand in den Sozialen Medien. „Fast hätte ich vergessen, dass der ganze Sinn des Lebens darin besteht, ein neues Taylor-Swift-Album zu erleben“, „Es gibt kein Gefühl auf der Welt, das mit der Ankündigung eines neuen Albums von Taylor Swift vergleichbar ist“ oder „Wir haben eine Taylor-Dürre hinter uns“ ist da zu lesen.
Um die News dürfte kaum einer herumkommen: Wenn Superstar Taylor Swift neue Musik ankündigt, wenn Taylor Swift Konzerte bekannt gibt oder spielt, wenn Taylor Swift einfach irgendwas macht, herrscht Aufregung unter den „Swifties“ – und so ist es auch jetzt, wo die 35-jährige Sängerin ein neues Album angekündigt hat mit dem Titel „The Life of a Showgirl“.
Von einer „Taylor-Dürre“ kann indes keine Rede sein: Kaum einer oder eine ist so fleißig und produktiv wie das selbsternannte Showgirl, das mit seiner monumentalen „Eras Tour“ in den vergangenen zwei Jahren – auch mit Stopp in Deutschland, wir erinnern uns – nach Schätzungen der Branche rund zwei Milliarden Dollar (rund 1,9 Milliarden Euro) einnahm. Es war die umsatzstärkste Tournee der Geschichte. Geendet ist sie erst vor etwas mehr als einem halben Jahr, im Dezember 2024.
Dazu kam im vergangenen Jahr Swifts elftes Studioalbum „The Tortured Poets Department: The Anthology“ – das zum global meistgestreamten Album des Jahres 2024 auf Spotify wurde. Und sowieso: Laut dem Streaming-Dienst hat die US-Amerikanerin knapp 90,4 Millionen monatliche Hörerinnen und Hörer, ihre Musik sei 2024 am meisten gestreamt worden. Auf Spotify und in den deutschen Charts stellte Swift mit dem Album kurz nach Erscheinen mehrere Rekorde auf.

53 Prozent aller erwachsenen Amerikaner sind ihre Fans, die MAGA-Republikaner um Donald Trump fürchten sie wie den Leibhaftigen und spinnen Deep-State-Theorien: Die Sängerin und Songwriterin Taylor Swift ist längst ein Megastar von Michael-Jackson-Kaliber. Das hat seine Gründe.
Rekord jagt Rekord jagt Rekord. Und nun also das zwölfte Album, eine neue „Era“, bleibt man im Taylor-Swift-Jargon. Denn die Künstlerin hat ihr Werk in „Eras“ unterteilt. Die Ankündigung der neuen Musik hatte Swift mit einem mysteriösen Countdown eingeleitet – am 12. August um zwölf Minuten nach Mitternacht war dann klar, wohin dieser führte.
Zeitgleich mit der Albumankündigung veröffentlichte Swift einen Ausschnitt aus dem Podcast ihres Freundes Travis Kelce, seinerseits erfolgreicher Football-Spieler und seit seiner Beziehung mit dem Popstar auch außerhalb der Football-Branche bekannt, und dessen Bruder Jason, in dem sie zu Gast ist. Da zieht sie das neue Album aus einem kleinen Koffer – das Cover ist allerdings noch geblurrt, sodass man nichts erkennt.
Das Video wurde in einer Viertelstunde über eine Million Mal angeklickt, nach rund sieben Stunden sind es schon stolze 74 Millionen Views – und man kann wohl davon ausgehen, dass viele dieser Millionen am Mittwoch, wenn die ganze Podcast-Folge in den USA erscheint, auch reinhören und -schauen (es ist ein Video-Podcast) werden. Vermutlich vor allem in der Hoffnung, dass ihr Idol das Cover dann erkennbar zeigt und vor allem verrät, wann das Album veröffentlicht wird.
Das hindert die Swifties indes nicht daran, schon vorher versteckte Zeichen zu lesen – jedes Detail wird analysiert und interpretiert, genauso wie die Fans alle Infos über Swifts Privatleben aufsaugen wie ein lebenserhaltendes Elixier (der erste Besuch Swifts im Football-Stadion, die ersten Bilder mit dem neuen Freund Travis Kelce, kürzlich die ersten von ihm veröffentlichten Privatbilder des Paares; und so weiter).
Und Swift befeuert das Hinweise-Lesen: Ein Hint auf das Album kristallisiert sich aus einem Post des Social-Media-Teams des Popstars auf Instagram und Tiktok auf dem Account „Taylornation“ heraus. Zu sehen ist eine Bilderreihe von Swift in rot-orangen Glitzeroutfits auf der Bühne. Auf einem Bild ist sie mit Musikerin Sabrina Carpenter („Espresso“) zu sehen, die auf der Eras-Tour zeitweise als Support-Act auftrat. Ein Hinweis auf ein Feature mit der zurzeit gefragten Sängerin? Fans jedenfalls deuten das als eine realistische Option.
Auch die Farben des Albumcovers scheinen schon festzustehen – grün und orange. Das jedenfalls lässt sich anhand des neuen Profilbilds auf Swifts Instagram-Kanal sowie dem „Taylornation“-Account herauslesen, ein grün-verschwommenes Foto mit einem orangen Schloss. Das findet sich auch auf Taylor Swifts Website wieder, wo Fans bereits Vinyl, Kassette und CD ihres zwölften Studio-Werks vorbestellen können.
Und dann gibt es auf Spotify noch eine neue Playlist von ihr mit dem Titel „And baby, that’s show business for you“, ausschließlich mit Swift-Songs, die von Max Martin und Shellback produziert wurden. Mit dem Duo hatte sie bereits für die Alben „Red“, „1989“ und zuletzt 2017 für „Reputation“ zusammengearbeitet. Haben sie nun auch das neue Album produziert? Möglich ist es.
Der Titel „The Life of a Showgirl“ kann indes erstmal vieles bedeuten – ein Showgirl ist Taylor Swift schließlich schon ihr halbes Leben lang. Mit nur 14 Jahren zog die in Pennsylvania geborene Amerikanerin nach Nashville, um Country-Musikerin zu werden. Spätestens ihr zweites Album „Fearless“ (2008) mit den Songs „Love Story“ und „You Belong with Me“ machte sie berühmt. Heute gilt Swift als der größte Popstar der Welt.
„The Life of a Showgirl“ könnte an ihre „Eras”-Tour, die Swift selbst als das „bisher außergewöhnlichste Kapitel“ ihres Lebens bezeichnete, anknüpfen. In ihren Songtexten geht es oft um Freundschaft, das Erwachsenwerden und Liebe oder Liebeskummer. Gut möglich, dass sie nun ihr Leben während dieser außergewöhnlichen (und auch außergewöhnlich langen) Tour musikalisch verarbeitet.
Zu diesem Showgirl-Leben gehören aber nicht nur schöne Seiten: Swift führte über Jahre einen Rechtsstreit mit ihrem früheren Manager und Label um die Rechte an ihren ersten sechs Alben. Im Mai diesen Jahres dann wurde ihr „größter Traum wahr“: Sie kaufte die Rechte an diesen Alben.
„Alle Musik, die ich je gemacht habe“ gehöre jetzt ihr, schrieb die Sängerin auf ihrer Website dazu. Ergänzt wird diese dann bald um Album Nr. 12. „Jetzt schon mein Lieblingsalbum und ich habe es noch nicht mal gehört“, schreibt ein Fan dazu – der Erfolg scheint Taylor Swift sicher.
rnd