Ein Jahr unter Taliban: Film „Hollywoodgate“ zeigt Afghanistan nach dem US-Abzug

Zum Schluss ging alles sehr schnell. Kaum waren die Amerikaner nach 20 Jahren in Afghanistan überstürzt abgezogen, übernahmen die Taliban wieder das Ruder. Und die Islamisten konnten aus dem Vollen schöpfen: Die düpierte Weltmacht ließ Ausrüstung im Wert von etwa sieben Milliarden Dollar zurück. Einen großen Teil davon in ihrem Kabuler Stützpunkt „Hollywood Gate“.

Der ägyptische Dokumentarfilmer Ibrahim Nash’at zeigt jetzt in seinem gleichnamigen Film, wie ein Taliban-Trupp am 31. August 2021 die verlassene Basis in Augenschein nimmt und neben gefüllten Kühlschränken und Medikamenten auch Kampfjets und Black-Hawk-Hubschrauber vorfindet. Lädiert zwar, aber auch in dem von den Gotteskriegern beherrschten Land gibt es Ingenieure, die die notdürftig zerstörten Maschinen wieder zum Fliegen bringen können. Am Ende sieht man, wie die Taliban am ersten Jahrestag ihrer erneuten Machtübernahme eine Eindruck schindende Militärparade abhalten. Unter anderem dabei: Vertreter Russlands und des Irans.

Nash’at durfte unter Lebensgefahr nur filmen, was den Machthabern mit ihrem fatalen Frauenbild propagandistisch genehm war. Als zentrale Figuren kristallisieren sich der Luftwaffenchef und ein zum Piloten ausgebildeter Kämpfer heraus.

Obwohl auf den ersten Blick nichts wirklich Spektakuläres zu sehen ist, ist die Doku recht aufschlussreich. Denn sie macht unmittelbar deutlich, wie die Taliban ticken und wie zielstrebig sie agieren. Der eigene Machterhalt steht im Vordergrund - nicht etwa die Verbesserung der desolaten Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung.

„Hollywoodgate – Ein Jahr unter den Taliban“, Regie: Ibrahim Nash’at, 91 Minuten, FSK 16 (Kinostart am