Vaginalsekret: Gesundes Mikrobiom sorgt für Balance



Das vaginale Mikrobiom und damit auch das Vaginalsekret verändern sich im Lauf des Lebens. / © Adobe Stock/Robert Kneschke
Die Vaginalflüssigkeit setzt sich zusammen aus einem Sekret der Bartholin-Drüsen des Scheidenvorhofs und einem Transsudat der vaginalen Epithelzellen. Sie enthält Wasser, Elektrolyte, Harnstoff, organische Säuren (Fettsäuren, Essigsäure, Milchsäure) und Proteine (Immunglobuline). Daneben finden sich abgeschilferte Epithelzellen, Drüsensekret aus dem Gebärmutterhals, in geringen Mengen Leukozyten und Erythrozyten (vermehrt während der Menstruation) sowie Bakterien des Vaginalmikrobioms.
Das Vaginalsekret sorgt für die individuell unterschiedlich starke Lubrifikation der Scheide und dient als Schutzschild vor Keimen. Alter, hormonelle (Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre) und pathologische Faktoren (Bakterien, Viren, Pilze) verändern Menge, Zusammensetzung, Konsistenz, Farbe und Geruch des Sekrets. Für die gesunde Vaginalflüssigkeit ist die Balance der Vaginalflora entscheidend.
Das als Vaginom bezeichnete vaginale Mikrobiom besteht überwiegend aus mehr als 500 verschiedenen Mikroorganismen und wird maßgeblich vom Darmmikrobiom beeinflusst. Es setzt sich zusammen aus anaeroben und aeroben Bakterienarten (Staphylokokken, Streptokokken und Coli-Bakterien) sowie Pilzen und Viren. Etwa 260 verschiedene Lactobacillus-Arten, darunter L. crispatus, L. gasseri, L. iners und L. jensenii, nach ihrem Entdecker auch Döderlein-Stäbchen genannt, dominieren die Balance.
Unter Estrogen-Einfluss bildet sich in den Epithelzellen Glykogen, das die Lactobacillus-Bakterien zu Milchsäure verstoffwechseln. Daraus resultiert ein physiologischer saurer pH-Wert von 3,8 bis 4,4. Zusammen mit dem desinfizierend wirkenden Wasserstoffperoxid einiger Lactobazillen wird so die Vermehrung und Anheftung von pathogenen Keimen verringert und die gesunde Vaginalflora stabilisiert.
Hormonelle Veränderungen beeinflussen den pH-Wert und damit die Balance der Vaginalflora. Im Kindesalter liegt der vaginale pH-Wert bei 7 und sinkt in der Pubertät mit zunehmendem Einfluss von Estrogen. Im Zyklusverlauf nimmt die estrogenisierte Epitheldecke in der ersten Hälfte zu und unter Progesteron-Einfluss in der zweiten Hälfte ab. Menstruationsblut und basisches Spermiensekret durch Geschlechtsverkehr lassen den pH-Wert ansteigen. In den Wechseljahren sinkt der Estrogen-Gehalt der Epithelzellen und der pH-Wert steigt auf Werte von 6 bis 7.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zum Schutz der Darm- und Vaginalflora Mahlzeiten, die reich an Obst, Gemüse, Omega-3-Fettsäuren und Ballaststoffen sind und möglichst wenig Zucker enthalten. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme fördert die Befeuchtung der Schleimhäute. Besonders Frauen, die häufig unter Pilzinfektionen der Scheide leiden, profitieren von einer zuckerarmen Ernährung.

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