Rätsel um auf dem Meeresgrund gefundenen Kieferknochen, der vermutlich einem Menschen gehörte, gelöst

Das Fossil wurde von einem Fischer im Penghu-Kanal gefangen und ist seit seiner Entdeckung in den 2000er Jahren Gegenstand heftiger Debatten unter Paläoanthropologen. Man ging davon aus, dass der Kiefer zum Homo erectus, zum archaischen Homo sapiens oder zum Denisova-Menschen gehörte. Neue Techniken haben dieses Rätsel gelöst.
IDENTIFIZIERUNG DURCH PROTEINANALYSEDas Forschungsteam unter der Leitung des Molekularanthropologen Frido Welker von der Universität Kopenhagen verwendete zur Identifizierung des Fossils eine neue Methode zur Analyse urzeitlicher Proteine, die sogenannte Paläoproteomik. Diese Technik bietet eine alternative Lösung für Fossilien, bei denen die DNA nicht konserviert werden kann.
Den in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichten Ergebnissen zufolge wurde festgestellt, dass es sich bei dem Fossil mit der Bezeichnung Penghu 1 um ein männliches Wesen handelte und dass seine Proteinsequenz spezifisch für Denisova-Menschen war. Mithilfe dieser Technik könnten in Zukunft auch andere Hominidenfossilien korrekt klassifiziert werden.
Denisova-Menschen waren eine Menschenart, die zur gleichen Zeit wie die Neandertaler lebte, aber nur sehr wenige Fossilien hinterließ. Bisher wurden die meisten Daten mithilfe von DNA-Proben aus der Denisova-Höhle in Sibirien gewonnen. Allerdings war es aufgrund der geringen Anzahl physischer Exemplare schwierig, die Verbreitung und die evolutionären Beziehungen dieser Art vollständig zu verstehen.
Die Klassifizierung von Penghu 1 als Denisova-Mensch lässt darauf schließen, dass diese Art möglicherweise nicht nur im kalten Sibirien, sondern auch in warmen, feuchten Regionen wie Taiwan gelebt hat. Dies bedeutet, dass Denisova-Menschen möglicherweise in einem großen geografischen Gebiet in ganz Asien existierten.
Sein Alter ist unbekannt, aber seine Wirkung ist großForscher sagten, es sei schwierig, das genaue Alter des Fossils zu bestimmen, da es jahrelang unter Wasser lag. DNA-Analysen waren erfolglos und herkömmliche Datierungsmethoden konnten nicht angewendet werden. Zusammen mit dem Fossil gefundene Tierknochen lassen zwei verschiedene Datierungsmöglichkeiten zu: vor 10.000–70.000 Jahren oder vor 130.000–190.000 Jahren.
Wenn die jüngeren Daten stimmen, könnte Penghu 1 das jüngste Denisova-Fossil sein, das bisher gefunden wurde. Das bislang jüngste Exemplar ist ein Fossil, das auf dem tibetischen Plateau gefunden wurde und dessen Alter auf 40.000 Jahre geschätzt wird.
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