Afrikanischer Kontinent spaltet sich: Neuer Ozean unter Äthiopien entdeckt

Wissenschaftlern zufolge spaltet eine herzschlagartige Vibration aus der Tiefe Äthiopiens den afrikanischen Kontinent langsam in zwei Hälften. Dieser Prozess wird schließlich einen Ozean entstehen lassen, der sechs afrikanischen Ländern neue Küstenlinien beschert. Doch dieser Wandel wird Millionen von Jahren dauern.
Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Geowissenschaftlern der Universität Southampton hat rhythmische Auftriebe von geschmolzenem Mantelgestein aus den Tiefen der Erde entdeckt. Diese heißen Gesteine quellen aus dem Untergrund Afrikas auf und spalten den Kontinent langsam auf, beginnend in der Afar-Region Äthiopiens.
Der Punkt, an dem sich drei Verwerfungslinien kreuzenDie Afar-Region ist einer der wenigen Orte auf der Erde, an dem sich drei tektonische Verwerfungen kreuzen: der Äthiopische Hauptgraben, der Rote-Meer-Graben und der Golf-von-Aden-Graben. Wissenschaftler gingen bislang davon aus, dass sich die afrikanischen Platten lediglich voneinander entfernen. Eine im Mai veröffentlichte Studie ergab jedoch, dass intensive vulkanische Aktivitäten im Untergrund für diese Trennung verantwortlich sein könnten.
Die neue Forschung erklärt diesen Prozess deutlich detaillierter. Laut der Studie, die im Fachmagazin Nature Geoscience veröffentlicht wurde, ist der Erdmantel unter Afar nicht fixiert; er schlägt wie ein Herz, und diese Pulsationen üben ständig Druck auf die darüberliegende tektonische Platte aus. Dieser Druck führt schließlich zum Bruch der Platte, wodurch der Kontinent gespalten wird und ein neuer Ozean entsteht.
„Der Mantel unter Afar ist weder homogen noch statisch. Er pulsiert rhythmisch und diese Pulsationen tragen charakteristische chemische Signaturen“, sagte die Hauptautorin Dr. Emma Watts.
Die Forscher sammelten mehr als 130 Proben vulkanischen Gesteins in der Afar-Region und im äthiopischen Hauptgraben und legten dabei tiefliegende Strukturen frei. Dr. Derek Keir, ein weiterer Autor der Studie, sagte, die Ergebnisse hätten „tiefgreifende Auswirkungen“ auf das wissenschaftliche Verständnis von Vulkanen, Erdbeben und Kontinentalzerfallsprozessen.
„Diese Studie zeigt, dass sich Auftriebsmaterial aus dem tiefen Erdmantel unter tektonischen Platten bewegen kann, wodurch sich die vulkanische Aktivität an den dünnsten Stellen konzentrieren kann.“
NEUER KONTINENT UND OZEANDas Ostafrikanische Grabensystem (EARS) ist das weltweit größte aktive kontinentale Grabensystem und durchzieht den afrikanischen Kontinent auf einer Fläche von etwa 3.500 Kilometern.
Im Januar erklärte Professor Ken Macdonald von der University of California, der Kontinent zerfalle schneller als erwartet. Somalia, Teile Äthiopiens sowie Teile Kenias und Tansanias würden einen neuen Kontinent mit einer neuen Meeresküste bilden.
Macdonald wies außerdem darauf hin, dass der entstehende neue Ozean, sollte die Region weiterhin mit Wasser gefüllt werden, so tief sein könnte wie der Atlantik. Obwohl bereits erste Risse sichtbar werden, wird es noch mehrere Millionen Jahre dauern, bis sich der Kontinent vollständig abspaltet und der neue Ozean entsteht.
ntv