Minister im Sport, während portugiesische Geschichte versteigert wird

Das Dokument trägt das Datum vom 29. Dezember 1519. D. Manuel I., der Glückliche, verleiht Vasco da Gama den Titel eines Grafen von Vidigueira. Es ist die Weihe eines Nationalhelden, eines geadelten Seefahrers, das höchste Symbol maritimer Expansion und des Aufbaus eines beispiellosen Reiches. Es ist der erste Adelstitel, der einem portugiesischen Seefahrer verliehen wurde. Das auf Pergament geschriebene Dokument wurde nun vom Auktionshaus Sotheby's in New York zum Verkauf angeboten. Der portugiesische Staat war nicht anwesend. Kein einziges Gebot. Keine einzige Absicht. Keine einzige Geste. In einem Land, das der Vergangenheit Denkmal setzt und in gelegentlichen Reden von Camões spricht, ist dieses Schweigen eklatant. Die königliche Urkunde im Wert von 150.000 bis 250.000 Dollar wurde nicht als vorrangig angesehen. Das Kulturministerium, das auch für Jugend und Sport zuständig ist, schaute weg. Die Ministerin, überfordert oder einfach abgelenkt, scheint sich mehr für Sportinitiativen und Jugendveranstaltungen zu engagieren als für ihre Pflicht, die historischen Grundlagen der Nation zu bewahren. Die Wahrheit ist: Vasco da Gama wurde versteigert, und der Staat kümmerte sich nicht darum. Er sah lieber sprachlos aus der Ferne zu, als wäre es eine unwichtige archäologische Kuriosität. Doch das war es nicht. Es war ein Gründungsdokument, ein materielles Zeugnis portugiesischer Identität, das unter der Obhut des Torre do Tombo aufbewahrt oder in einem Nationalmuseum öffentlich ausgestellt werden sollte. Das Problem betrifft nicht nur den Minister – es ist ein Staat, der von Legislative zu Legislative, von Regierung zu Regierung eine strukturelle Distanz zu seiner eigenen Geschichte gezeigt hat. Ein Land, das die Veröffentlichung solcher Dokumente ohne Widerstand auf dem Weltmarkt zulässt, ist ein Land, das seine kulturelle Souveränität aufgibt. Das Tragischste daran ist, dass all dies ohne Skandal geschah. Der Brief fand keinen Käufer. Eine bittere Ironie: Weder Ausländer noch Portugiesen wollten ihn. Hätte jedoch ein Millionär diesen Schritt getan, hätte Portugal eines seiner symbolträchtigsten Dokumente für immer verloren. Und niemand hätte protestiert. Kultur, Jugend und Sport in einem einzigen Ressort? Vielleicht ist es an der Zeit zu fragen, ob das nicht zu viel ist. Oder, schlimmer noch, ob die Kultur nicht zugunsten der politischen Sichtbarkeit der anderen beiden Bereiche geopfert wird. Portugal braucht eine Kulturpolitik, die nicht nur formal ist. Es braucht Politiker, die ein Sommerfestival von einem königlichen Erlass unterscheiden können. Und die den Mut – und das Feingefühl – haben, zu handeln, wenn die Geschichte ruft.
Denn es gibt Zeiten, in denen das Land nicht an Worten, sondern am Schweigen gemessen wird. Und dieses Schweigen hat uns alle klein gemacht.
observador