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Die Herausforderungen der Hochschulbildung

Die Herausforderungen der Hochschulbildung

Das portugiesische Hochschulwesen steht derzeit vor zwei zentralen und dringenden Herausforderungen: der Gewährleistung gleicher Zugangs- und Studienchancen sowie der Umsetzung einer ernsthaften, ehrgeizigen und ausgewogenen Reform des Rechtsrahmens für Hochschulen (RJIES). Kein Zukunftsplan wird glaubwürdig sein, wenn er diese beiden Aspekte außer Acht lässt. Wir brauchen politischen Mut, strategische Vision und vor allem Engagement für die Studierenden und das Land.

Chancengleichheit darf kein leeres Schlagwort sein. Obwohl viel über die Abschaffung von Studiengebühren gesprochen wird, darf nicht vergessen werden, dass die Kosten für deren Abschaffung 300 Millionen Euro pro Jahr übersteigen würden – das entspricht beispielsweise dem Bau von rund 9.000 Betten in Studentenwohnheimen, und das zu einer Zeit, in der Wohnungsmangel das Haupthindernis für ein Hochschulstudium darstellt. Die Priorität sollte klar zwischen der Befreiung derjenigen liegen, die sich die Studiengebühren leisten können, und der Gewährleistung von bezahlbarem Wohnraum für diejenigen, die ihn am dringendsten benötigen. Der Wunsch nach einer realen Erhöhung der Studiengebühren ist jedoch zutiefst ideologisch und dogmatisch. Hochschulbildung kommt nicht nur dem Einzelnen zugute, sondern schafft auch positive externe Effekte für die Wirtschaft und fördert das Wirtschaftswachstum, das das Land so dringend benötigt. Eine Erhöhung der Studiengebühren ist nicht nur ein Schritt, der den besten politischen Praktiken in Europa widerspricht, sondern auch ein schlechtes Zeichen seitens des Staates.

Heute haben nur 10 % der Kinder aus finanzschwachen Familien Zugang zu Hochschulbildung. Die nationalen Mittel für die Vergabe von Stipendien für soziale Maßnahmen im Hochschulbereich liegen jedoch bei unter 70 Millionen Euro pro Jahr, und die Stipendien werden weiterhin auf Grundlage eines Referenzwerts berechnet, der rund 1.350 Euro unter der vom INE festgelegten Armutsgrenze liegt. Daher ist es wichtig, Bedürftige entsprechend ihrem tatsächlichen Bedarf zu unterstützen, d. h., Andersartigkeit unterschiedlich zu behandeln und diejenigen zu unterstützen, die aufgrund ihrer Herkunft und ihres Aufwachsens stärkere sozioökonomische Einschränkungen haben. Das ist soziale Gerechtigkeit.

Dennoch bleibt die unkritische Rückerstattung der Studiengebühren als Lohnzulage bestehen – eine schlecht konzipierte und regressive Maßnahme, die die Abwanderung qualifizierter Fachkräfte nicht eindämmen kann und den Staat jährlich über 200 Millionen Euro kosten könnte. Es ist dringend erforderlich, diese Mittel dort einzusetzen, wo sie wirklich etwas bewirken können: zur Stärkung des sozialen Engagements, zur Gewährleistung angemessener Unterkünfte und zur Beseitigung der Ungleichheiten zwischen Studierenden. Verlieren wir keine Zeit mit ideologischen Debatten über Studiengebühren, sondern seien wir praktisch: Beenden wir die Rückerstattung der Studiengebühren und stärken wir das soziale Engagement.

Die zweite große Herausforderung für die Hochschulbildung ist die Überarbeitung des RJIES. Wir müssen die Autonomie der Hochschulen stärken, eine demokratischere und repräsentativere Verwaltung fördern und sie für die Gesellschaft öffnen. Das derzeitige Modell zur Wahl von Rektoren und Präsidenten, das auf Generalräte mit 15 bis 35 Mitgliedern beschränkt ist, ist ein geschlossenes System, das anfällig für Fraktionsdenken und vorwiegend interne Interessen ist. Ein neues, pluralistischeres und partizipativeres Modell könnte die Chance bieten, die Legitimität der Führung zu erneuern und die Hochschulen gesellschaftlicher zu vernetzen.

Die Reform muss die institutionelle Autonomie ehrgeizig stärken und natürlich mit einer angemessenen Finanzierung einhergehen. Ohne finanzielle Kapazitäten gibt es weder strategische Planung noch echte Autonomie. Aber auch die Architektur des Systems muss ambitioniert sein. Die Zulassung von Promotionen an Fachhochschulen nach sorgfältiger Prüfung ihrer technischen und wissenschaftlichen Qualität war ein wichtiger Schritt. Die Zulassung der Bezeichnung „Fachhochschule“ für Einrichtungen, die ausschließlich Promotionen anbieten, stellt jedoch eine Nivellierung nach unten dar. Exzellenz und hohe Standards lassen sich nicht durch Abkürzungen erreichen.

Es ist außerdem wichtig, dass diese Überprüfung die Schaffung eines nationalen Statuts für Hochschulstudierende sicherstellt. Es ist inakzeptabel, dass zwei Studierende in der gleichen Situation unterschiedlich behandelt werden, nur weil sie an verschiedenen Hochschulen eingeschrieben sind. Ein Statut, das allgemein anerkannte Rechte und Pflichten gewährleistet, ist für den Zusammenhalt des Systems unerlässlich.

Kurz gesagt: Das Hochschulwesen braucht institutionelle Reformen, mehr Investitionen und soziale Gerechtigkeit. Die Rückzahlung von Studiengebühren in Form von Gehaltsboni muss beendet werden, die von den Studierenden gezahlten Studiengebühren dürfen nicht steigen, und die vorhandenen Mittel müssen effektiv in soziale Maßnahmen und den Wohnungsbau umgeleitet werden. Parallel dazu muss das RJIES überarbeitet werden, um den neuen Herausforderungen mit mehr Demokratie, mehr Autonomie und mehr Verantwortung gerecht zu werden. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln – und ein Scheitern dieser Mission gefährdet die Zukunft des Landes.

observador

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