Abkommen mit den USA: Ein Zugeständnis, das Europa schwächt

Das neue Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA sieht einen Zoll von 15 Prozent auf europäische Exporte vor und erfordert Milliardenkäufe und Investitionen der EU. Dieser unausgewogene Pakt offenbart einmal mehr die Fragilität der europäischen Position in internationalen Verhandlungen.
Am 27. Juli verkündeten die Europäische Union und die USA ein neues Handelsabkommen, das einen Zoll von 15 Prozent auf praktisch alle europäischen Produkte für den nordamerikanischen Markt vorsieht. Im Gegenzug verpflichtete sich die EU, Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar aus den USA zu kaufen und 600 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft zu investieren. Dieses Abkommen wurde als diplomatische Lösung zur Vermeidung eines Handelskriegs präsentiert, stellt in der Praxis jedoch ein erhebliches Zugeständnis der europäischen Staaten dar.
Man kommt zu dem Schluss, dass die Europäische Union eindeutig im Nachteil ist. Brüssels ursprünglicher Vorschlag, Zölle von 10 Prozent vorzusehen, wurde abgelehnt. Unter Androhung von Zöllen zwischen 30 und 50 Prozent akzeptierten die Mitgliedstaaten schließlich die US-Verhängung. Dieser 15-prozentige Zoll ist zwar niedriger als das Konfrontationsszenario, stellt aber eine erhebliche Verschlechterung der bisherigen Handelsbedingungen dar.
Noch beunruhigender ist die Unausgewogenheit des Abkommens. Zusätzlich zu den neuen Zöllen verpflichtet sich die EU zu enormen Käufen und Investitionen, ohne dass die USA dafür einen entsprechenden Ausgleich leisten. Es gibt weder Garantien für einen bevorzugten Marktzugang noch direkte Kompensationen, um die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Abkommens kurz- und mittelfristig abzumildern.
Strategische Sektoren der europäischen Wirtschaft – wie die Automobil-, Pharma-, Industrieausrüstungs- und Halbleiterindustrie – werden in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stark beeinträchtigt. Viele dieser Produkte unterliegen weiterhin den vollen Zöllen, während Schlüsselsektoren der Schwerindustrie wie Stahl und Aluminium weiterhin mit 50 % Zöllen belegt bleiben. Schätzungen zufolge könnten die Auswirkungen des Abkommens zu einem Rückgang des BIP der Union um bis zu 0,5 % führen, mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Handelsbilanz und die Wirtschaft.
Die politische Reaktion innerhalb der EU spiegelt dieses Unbehagen wider. Der französische Premierminister bezeichnete den Unterzeichnungstermin als „schwarzen Tag“ für Europa. Deutschland, obwohl gemäßigter in seiner Haltung, verbirgt seine Frustration über den Verlust seiner Verhandlungsautonomie nicht. Die Wahrnehmung ist klar: Dies war kein Abkommen zwischen Gleichgestellten, sondern eine Zumutung der US-Regierung gegenüber einem gespaltenen und unter Druck stehenden Europa.
Die Vermeidung einer Zollerhöhung war zweifellos ein legitimes Ziel. Doch zu welchem Preis? Die EU hat zu viel für zu wenig aufgegeben. Diese Episode verdeutlicht einmal mehr die Fragilität Europas in wichtigen internationalen Verhandlungen und die Dringlichkeit einer selbstbewussteren und koordinierteren Außen- und Handelspolitik.
Wenn die Europäische Union sich als glaubwürdige Weltmacht behaupten will, kann sie nicht länger die Rolle eines berechenbaren, aber unterwürfigen Partners spielen. Dabei ging das Gleichgewicht zwischen Diplomatie und Härte verloren. Die USA garantierten konkrete Vorteile. Europa blieb mit vagen Versprechungen und einer neuen Rechnung zurück.
Dieses Abkommen stellt keinen Sieg für den Freihandel dar, sondern vielmehr eine strategische Niederlage für die Europäische Union. Und wenn daraus keine klaren Lehren gezogen werden, wird es in Zukunft unweigerlich zu neuen Zugeständnissen und einer Erosion des europäischen Einflusses auf der Weltbühne kommen.
observador