OPI PIB-Bericht: Die EU unternimmt noch immer nicht genug, um die Gleichstellung der Geschlechter in den Naturwissenschaften zu fördern

Trotz politischer Erklärungen mangelt es der Europäischen Union an einer systematischen Umsetzung und Überwachung von Aktivitäten zur Geschlechtergleichstellung in der Wissenschaft – so Daten des Informationsverarbeitungszentrums (OPI PIB), die im Rahmen des Projekts GENDERACTIONplus veröffentlicht wurden.
Wie aus einer am Dienstag an PAP versandten Pressemitteilung des OPI PIB hervorgeht, hat die Gleichstellung der Geschlechter im Europäischen Forschungsraum (EFR) seit über einem Jahrzehnt Priorität. Im Jahr 2021 bekräftigten die Mitgliedstaaten und assoziierten Länder ihr Engagement mit der Unterzeichnung der Erklärung von Ljubljana, die neue Entwicklungsrichtungen in diesem Bereich vorgab.
Die Ankündigung besagte, dass sich im Rahmen des ERA 5 22 EU-Mitgliedstaaten (darunter Polen) und drei assoziierte Länder zu konkreten Initiativen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung in der Wissenschaft verpflichtet haben. Die Analyse des OPI PIB ergab jedoch, dass nur etwa die Hälfte dieser Länder nationale Strategien oder Aktionspläne erarbeitet hat.
„Die Autoren des Berichts (...) betonen, dass freiwillige politische Verpflichtungen durch ein obligatorisches Überwachungssystem und einen vertieften politischen Dialog auf europäischer Ebene ergänzt werden sollten“, sagte Dr. Anna Knapińska vom OPI PIB laut Pressemitteilung.
Der Bericht zeigt, dass die meisten Ziele des ERA 5 weder messbar noch zeitgebunden sind. Nur wenige Länder setzen Maßnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt oder zur Förderung nachhaltiger beruflicher Perspektiven um.
„Um Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in Wissenschaft und Innovation in Europa zu gewährleisten, brauchen wir nicht nur Erklärungen, sondern auch konkrete Maßnahmen und kohärente Strategien“, fügte Dr. Knapińska hinzu.
Daten des OPI PIB-Dashboards (einer Seite zur Visualisierung individueller Daten), basierend auf dem Bericht „She Figures 2024“, weisen auf reale Hindernisse für den beruflichen Aufstieg von Frauen hin. Obwohl der durchschnittliche Glass Ceiling Index (GCI) in Europa allmählich steigt, herrscht noch lange keine Chancengleichheit. In der EU liegt der Index derzeit bei 1,40. Ein Wert von 1,0 bedeutet volle Chancengleichheit beim Zugang zu akademischen Spitzenpositionen. Je höher der Wert, desto schwieriger ist es für Frauen, beruflich voranzukommen.
Polen zählte mit einem GCI von 1,61 neben Zypern (2,54), Ungarn (1,86) und Portugal (1,74) zu den Ländern mit den größten Hürden für Wissenschaftlerinnen. Besonders ausgeprägt ist das Problem in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Dort liegt der durchschnittliche GCI bei 1,45, in Polen hingegen bei 1,79. Höhere Hürden wurden lediglich in Finnland (2,00) und Dänemark (1,86) festgestellt.
Neue Daten von Eurostat zeigen auch, dass Frauen zwar im Durchschnitt 34 % der STEM-Studenten in der EU ausmachen, ihr Anteil in den Bereichen Ingenieurwesen und Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) jedoch auf rund 20 % sinkt, ein Wert, der dem in Polen ähnelt.
Das OPI PIB-Dashboard verdeutlicht auch die Alterung der polnischen Hochschullehrenden. „In Polen sind über 75 % der Professorinnen und Professoren 55 Jahre oder älter“, betonte Dr. Knapińska.
Das interaktive Dashboard wurde im Rahmen des vom Horizon Europe-Programm geförderten Projekts GENDERACTIONplus entwickelt. (PAP)
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