Günstigere und effektivere Asthmabehandlung? Molekularer Allergie-Chip hilft

Ein einfacher Bluttest könnte die Asthmabehandlung revolutionieren – präziser, effektiver und kostengünstiger. Forscher der Medizinischen Universität Wien und der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften haben einen molekularen Allergie-Chip entwickelt, der allergisches Asthma bei Patienten individuell erkennen kann. Die im Fachjournal Allergy veröffentlichte Studie zeigt, dass bis zu 70 % der Patienten von einer verfügbaren, gezielten Immuntherapie profitieren könnten.
Asthma ist eine der häufigsten chronischen Lungenerkrankungen und betrifft weltweit etwa 300 Millionen Menschen. Obwohl die Medizin erhebliche Fortschritte erzielt hat, erhalten die meisten Patienten immer noch die symptomatische Standardbehandlung: inhalierte Kortikosteroide und Bronchodilatatoren.
In den letzten Jahren wurden für ausgewählte Patienten auch teure biologische Therapien eingeführt, was Fragen zur langfristigen Kosteneffizienz der Asthmabehandlung aufwirft. Für die häufigste Form der Erkrankung – allergisches Asthma – gibt es mittlerweile eine wirksame und kostengünstigere Methode: die allergenspezifische Immuntherapie (AIT). Die Herausforderung bestand bisher darin, schnell und zuverlässig Patienten zu identifizieren, die davon profitieren.
Die neue Lösung wurde vom Team um Dr. Huey-Jy Huang von der KL Krems in Zusammenarbeit mit der MedUni Wien entwickelt. Der Chip enthält 63 Allergenmoleküle aus den häufigsten Quellen: Pollen, Hausstaubmilben, Schimmel und Tierhaare.
Forscher testeten es an Blutproben von 436 Asthmapatienten aus der großen LEAD-Kohorte. Die Ergebnisse zeigten, dass über 70 % von ihnen spezifische Sensibilisierungen aufwiesen – d. h. allergisches Asthma. Diese Patienten zeichneten sich durch ein jüngeres Alter, eine bessere Lungenfunktion und eine geringere Steroidabhängigkeit aus, obwohl sie weniger Entzündungszeichen aufwiesen.
Siehe auch:„Die Ergebnisse zeigen, dass ein großer Teil erwachsener AsthmapatientInnen an allergischem Asthma leidet – und dass wir diese schnell und präzise identifizieren können“, sagt Prof. Rudolf Valenta von der MedUni Wien, Co-Autor der Studie und Leiter des Forschungsteams an der KL Krems. „Das ist wichtig, da allergisches Asthma mit einer spezifischen Allergen-Immuntherapie nicht nur symptomatisch, sondern auch kausal behandelt werden kann.“
Die AIT ist eine bekannte Methode in der Allergologie. Dabei wird der Körper schrittweise gegenüber dem Allergen desensibilisiert, das die Symptome verursacht. Bei geeigneten Patienten kann sie die Anzahl der Krankheitsschübe reduzieren und die langfristigen Behandlungsergebnisse verbessern.
Der Chip verwendet gereinigte Allergenmoleküle und kann so echte Allergien von Kreuzreaktionen unterscheiden. Dies wiederum erhöht die Chancen für präzise Therapieentscheidungen und eine wirksame Behandlung.
„Wir hoffen, dass diese Diagnosemethode in der klinischen Routinepraxis Anwendung findet. Sie könnte vielen Patienten eine wirksame und kostengünstige Immuntherapie ermöglichen und gleichzeitig den unnötigen Einsatz teurer Biologika reduzieren“, betont Professor Valenta.
Forscher argumentieren, dass die Integration der molekularen Diagnostik in die alltägliche klinische Praxis den Schwerpunkt der Therapie von der allgemeinen Symptomlinderung auf einen präzisen, krankheitsmodifizierenden Ansatz verlagern könnte.
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