NASA in Paris: Zwischen globaler Zusammenarbeit und neuen industriellen Grenzen

Auf der Pariser Technologiemesse Viva Technology diskutiert Vanessa Wyche von der NASA konvergierende Visionen für die Zukunft der Weltraumforschung: die wachsende Rolle des privaten Sektors, die industrielle Umstellung öffentlicher Einrichtungen und die Dringlichkeit eines gemeinsamen globalen Projekts zur Bewältigung wissenschaftlicher Herausforderungen.
Während einer Sitzung zu den Aussichten der Weltraumforschung in Paris im Rahmen von Viva Technology 2025 analysierten Vanessa Wyche, kommissarische stellvertretende Administratorin der NASA, Jean-Marc Astorg (CNES) und Hélène Huby (The Exploration Company) die Entwicklung der Weltraumpolitik und die Entstehung neuer Modelle der öffentlich-privaten Zusammenarbeit, wobei der Schwerpunkt auf den technologischen und industriellen Auswirkungen lag.
Die Weltraumforschung ist ein multilaterales Unterfangen, bei dem die Zusammenarbeit zwischen Regierungsbehörden und kommerziellen Akteuren eine immer größere Rolle spielt. Laut Wyche hat sich der Ansatz der NASA schrittweise in Richtung Outsourcing von Dienstleistungen verlagert: Anstatt jede Komponente intern zu entwickeln, bezieht die Agentur nun bevorzugt Lösungen von privaten Partnern. Dieses Modell ermöglicht Kostensenkungen und technologische Innovationen, wie die Beiträge von Unternehmen wie SpaceX und Northrop Grumman zum Materialtransport zur Internationalen Raumstation zeigen.
Zu den Prioritäten der USA zählen die Entwicklung kommerzieller Stationen in niedriger Erdumlaufbahn für die Zeit nach der ISS und die Ausweitung des Artemis-Programms, das die Rückkehr von Menschen zum Mond und später zum Mars vorsieht. Wyche betonte, dass die Herausforderungen zahlreich seien, es aber auch Möglichkeiten gebe, die Ergebnisse der Weltraumforschung auf terrestrische Anwendungen zu übertragen.
Jean-Marc Astorg erinnerte an den strategischen und transversalen Charakter des Weltraums, der wirtschaftliche, wissenschaftliche und technologische Auswirkungen mit sich bringt. Ein typisches Beispiel dafür ist die alltägliche Abhängigkeit von Satellitenkonstellationen, die auch im zivilen Leben wichtige Aktivitäten unterstützen. Der CNES-Vertreter betonte zudem, dass Europa einen stärker marktorientierten Ansatz verfolgt und schrittweise vom direkten Aufbau von Infrastrukturen zum Kauf von Dienstleistungen übergeht, nach einem Modell, das in den USA bereits erfolgreich erprobt wurde.
Im europäischen Kontext kündigte Hélène Huby den bevorstehenden Start der ersten privaten Orbitalkapsel an, die ausschließlich mit kontinentalem Kapital finanziert wird. Diese Initiative wird durch eine Investition von 300 Millionen Euro unterstützt. Huby bekräftigte, dass die Weltraumforschung nicht ausschließlich symbolisch oder wissenschaftlich betrachtet werden kann, sondern konkret zur Lösung irdischer Probleme beitragen muss. Technologien, die für die Mondumgebung entwickelt wurden, wie beispielsweise Ressourcenrecyclingsysteme oder Energiespeicherung, könnten tatsächlich im nachhaltigen Ressourcenmanagement auf der Erde Anwendung finden.
Die Notwendigkeit eines globalen Projekts, an dem die USA, Europa und China beteiligt sein könnten, wurde als möglicher Wendepunkt zur Stärkung der internationalen Zusammenarbeit genannt. Um die Raumfahrt zu einem echten Industriezweig zu machen, müsse man sich laut Astorg auf Effizienz- und Skalierbarkeitsstandards konzentrieren, die mit denen der Automobilindustrie vergleichbar seien, so Huby. Abschließend betonte Huby, dass die Erforschung ein integraler Bestandteil der menschlichen Natur sei und daher in eine systemische Innovationsvision integriert werden müsse.
Adnkronos International (AKI)