Rückgabe NS-Raubguts: Rahmengesetz von 2023 erstmals anwendbar

Das französische Rahmengesetz von 2023 zur Rückgabe von von den Nazis geraubtem Eigentum wurde am Freitag erstmals mit der Rückgabe eines 1942 während der deutschen Besatzung in Paris geraubten Buches umgesetzt, teilte das Kulturministerium mit.

Das Rahmengesetz ermöglicht Ausnahmen vom Grundsatz der Unveräußerlichkeit öffentlicher Sammlungen, um Objekte ohne die Verabschiedung eines spezifischen Gesetzes daraus zu entfernen. Im Jahr 2023 verabschiedete das Parlament einen solchen Mechanismus , um die Rückgabe von zwischen 1933 und 1945 von den Nazis geplündertem Eigentum zu erleichtern.

Dieser Text wurde erstmals auf ein dem italienischen Maler Vittore Carpaccio gewidmetes Werk angewendet, das die Nazis bei der Plünderung der Pariser Wohnung von August Liebmann-Mayer beschlagnahmten, einem deutsch-jüdischen Kunsthistoriker, der 1936 aus Hitlers Deutschland geflohen war.

Nachdem er in Frankreich Zuflucht gefunden hatte, wurden er und seine Familie dort „antisemitischer Verfolgung“ ausgesetzt, hieß es in der Pressemitteilung des Ministeriums. Nach einer Denunziation wurde August Liebmann-Mayer im Februar 1944 von der Gestapo in Nizza verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er am 12. März 1944 ermordet wurde.

Das geplünderte Buch sei seiner Tochter Angelika übergeben worden, die bis Kriegsende in Nizza bleiben konnte, teilte das Ministerium mit. Das Buch „ Vittore Carpaccio: Leben und Werk des Malers“ von Gustav Ludwig und Pompeo Molmenti gelangte in die Sammlungen der französischen Nationalbibliothek, nachdem es im Mai 1945 von französischen Streitkräften in Deutschland im Zweitwohnsitz von Hermann Göring, einem hochrangigen Funktionär des Dritten Reichs, gefunden worden war.

„Die Rückgabe geplünderter Güter ist von entscheidender Bedeutung, um zur Wiedergutmachung antisemitischer Gräueltaten der Vergangenheit beizutragen“, sagte Kulturministerin Rachida Dati in einer Pressemitteilung.

Im Jahr 2023 verabschiedete das Parlament zudem ein Rahmengesetz zur Erleichterung der Rückgabe menschlicher Überreste. Das ebenfalls von Präsident Emmanuel Macron versprochene Rahmengesetz zur Rückgabe während der Kolonialherrschaft geplünderter Güter wurde jedoch nie umgesetzt.