Charlotte Clamens, Schauspielerin: „Christoph Marthalers Theater ist die Performance der Anti-Performance“

Charlotte Clamens war im französischen Theater schon immer eine Außenseiterin. Ihr schauspielerisches Talent, geprägt von einer unmerklichen Fremdartigkeit, führte sie dazu, dass sich ihre Wege mit denen von Christoph Marthaler kreuzten: Nach ihrem Auftritt in „Die schwimmende Insel“ im Jahr 2013 traf sie den Schweizer Meister in „Der Gipfel“ wieder, einer Kreation, die ihrem Namen alle Ehre macht und in der Marthalers Kunst des sanften Wahnsinns ihren Höhepunkt erreicht.
Sie kommen ursprünglich aus dem klassischen Theater, also dem textbasierten Theater. Wie kam es zum Kontakt mit Christoph Marthaler?Mein beruflicher Werdegang mag zwar klassisch erscheinen, da ich an der Schule von Chaillot unter der Leitung von Antoine Vitez ausgebildet wurde. Doch schon von der Schule an fühlte ich mich zu einer sehr körperlich geprägten Schauspielkunst hingezogen. Natürlich basierte Vitez' Theater auf Text, aber es gab auch eine wichtige körperliche Dimension, und er förderte diese Neigung in mir. Von Anfang an spielte ich gern stumme Figuren und war damals auf diesem Gebiet etwas allein. Im französischen Theater gab es damals wenig Raum für diese Art von Arbeit, die ich dennoch mit Jean-François Sivadier erkunden konnte. Als ich 2004 meine erste Aufführung von Christoph Marthaler – Die Zehn Gebote – sah, sagte ich mir: „Das ist verrückt.“ Es war, als hätte ich etwas wiedererkannt, obwohl ich es noch nie gesehen hatte. Von da an war ich von seiner Arbeit fasziniert, wie von der von Pina Bausch. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich jemals mit ihm arbeiten würde.
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Le Monde