Gesundheit. Optimisten sind ähnlich, Pessimisten jedoch einzigartig, wie eine Studie zeigt

In der Fachzeitschrift PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) vom 21. Juli berichtet ein Team der Universität Kobe in Japan unter der Leitung des Psychologen Kuniaki Yanagisawa, dass Optimisten beim Nachdenken über zukünftige Ereignisse ähnliche Gehirnaktivitätsmuster aufweisen.
Umgekehrt würden die Ansichten der Pessimisten deutlich unterschiedlicher ausfallen.
Inspiriert von der berühmten Eröffnungszeile von Leo Tolstois Anna Karenina fassen die Autoren ihre Ergebnisse wie folgt zusammen: „Optimisten sind alle gleich, aber jeder weniger optimistische Mensch stellt sich die Zukunft auf seine eigene Weise vor.“
Was verbindet Optimisten?Laut mehreren früheren Studien geben Optimisten im Allgemeinen an, mit ihren sozialen Beziehungen zufriedener zu sein und über größere Netzwerke zu verfügen.
Kuniaki Yanagisawa und ein interdisziplinäres Team aus Sozialpsychologie und kognitiver Neurowissenschaft stellten die Frage: „Aber woher kommt das? Neuere Arbeiten haben gezeigt, dass Menschen, die in einem sozialen Netzwerk eine zentrale Position einnehmen, auf bestimmte Reize ähnlich reagieren. Es ist daher möglich, dass diejenigen, die die gleiche Einstellung zur Zukunft haben, auch eine gemeinsame zerebrale Repräsentation davon haben, was ihr gegenseitiges Verständnis erleichtern würde.“
Unterschiedliche Gehirnaktivität im fMRIUm diese Hypothese zu testen, rekrutierten die Forscher 87 Teilnehmer, die das gesamte Spektrum von Pessimismus bis Optimismus abdeckten (gescreent mithilfe wissenschaftlich validierter Tests und Interviews).
Sie baten sie, sich verschiedene zukünftige Ereignisse vorzustellen, während sie ihre Gehirnaktivität mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) aufzeichneten.
Diese Technik ermöglicht die Live-Visualisierung neuronaler Aktivitätsmuster, die mit dem Nachdenken über die Zukunft verbunden sind. Das Team beobachtete, dass Optimisten bei der Betrachtung zukünftiger Ereignisse ähnliche Gehirnmuster aufweisen, während die Gehirnmuster von Pessimisten deutlich vielfältiger sind.
Laut Yanagisawa „ist das Erstaunlichste an dieser Studie, dass die abstrakte Idee des ‚gleichen Denkens‘ durch Muster der Gehirnaktivität sichtbar gemacht werden konnte.“
Das Team zeigte außerdem, dass die Unterscheidung zwischen positiven und negativen Ereignissen auf neuronaler Ebene bei Optimisten stärker ausgeprägt ist als bei Pessimisten.
„Mit anderen Worten: Optimistische Menschen nehmen den Unterschied zwischen einer günstigen und einer ungünstigen Zukunft deutlich wahr. Sie versuchen nicht, negative Szenarien positiv umzudeuten, sondern gehen abstrakter und distanzierter mit ihnen um, was ihre emotionale Wirkung verringert“, erklärt Yanagisawa.
Optimisten auf der gleichen Wellenlänge… zerebralFür den Psychologen ist das Gefühl, auf der gleichen Wellenlänge zu sein, daher nicht bloß eine Metapher. Die Gehirne von Optimisten könnten im wahrsten Sinne des Wortes eine gemeinsame Vorstellung von der Zukunft haben.
Aber ist dieser gemeinsame Mechanismus angeboren oder entwickelt er sich im Laufe der Zeit durch Erfahrung oder Dialog? Dies ist der nächste Schritt, den dieses Forschungsteam unternimmt.
Quelle: Optimisten sind gleich, jeder Pessimist hat seinen eigenen Weg Proceedings of the National Academy of Sciences 21.07.25
Le Progres