Darum stehen mitten im Wald in Niedersachsen eine Pyramide und ein Tempel

Beim Stichwort „Pyramide“ denken die meisten von uns wahrscheinlich gleich an Ägypten, oder vielleicht auch an die Maya-Pyramiden in Mexiko. Dabei gibt es auch in Deutschland Pyramiden. Eine Mini-Pyramide steht zum Beispiel in Niedersachsen, umgeben von Wald.
Sie ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit vor Ort, sondern eine von vielen Attraktionen entlang des 2,5 Kilometer langen Laves-Kulturpfades in Holle, etwa 50 Kilometer südöstlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Das hat es mit der Pyramide auf sich und auf diese weiteren Highlights darfst du dich am Lehrpfad freuen.
Die besondere Pyramide in Niedersachsen taucht nicht ganz so überraschend im Wald auf, wie du zunächst glauben könntest: Sie ist Teil des sogenannten Laves-Kulturpfads in der gut 7000 Menschen starken Gemeinde Holle. Hinter dem Namen versteckt sich ein 2,5 Kilometer langer, kulturhistorischer Rundweg am Schloss Derneburg.

Der Laves-Kulturpfad ist ein Rundweg am ebenfalls sehenswerten Schloss Derneburg.
Quelle: IMAGO/Panthermedia
Der Weg führt nicht nur durch wunderschönen Wald, sondern auch zu so – für einen deutschen Wald – außergewöhnlichen Bauten wie der Pyramide oder einem griechischen Tempel. Sie sind Teil eines einmaligen Landschaftsgartens, dessen Ursprünge auf das 19. Jahrhundert zurückgehen.
Damals kam der Graf Ernst zu Münster in den Besitz von Schloss Derneburg und beauftragte den Baumeister Georg Ludwig Friedrich Laves damit, um das Schloss herum einen englischen Landschaftsgarten anzulegen. Reste davon sind noch heute erhalten.

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Um zu verstehen, warum ausgerechnet Gebäude wie ein Tempel in dem Landschaftsgarten entstanden, ist es wichtig, eins zu wissen: In der Epoche des Klassizismus, rund um 1800, sah man die Antike auf einmal wieder als kulturgeschichtlichen Vorreiter und alles, was mit Griechenland zu tun hatte, war in Mode.
Dieser Trend erfasste auch die Architektur. Statt der Rundungen und Ausschmückungen des Barocks waren Grundformen und minimalistische Dekorationen gefragt – wie unter anderem beim griechischen oder auch ägyptischen Stil. Und so kam es zu diesen Bauten rund um Schloss Derneburg, die du noch heute bewundern kannst.
Wenn man bedenkt, dass die älteste Pyramide im ägyptischen Gizeh 136 Meter hoch ist, wirkt die Pyramide von Holle dagegen winzig – sie misst nur elf Meter. Dennoch ist sie einen Besuch wert und ihre Form unverkennbar. Und wie die Vorbilder in Ägypten hatte auch diese Pyramide die Beisetzung von Toten zum Zweck. Das heißt, sie wurde als Mausoleum erbaut.

In der Pyramide ist nicht nur der Graf begraben.
Quelle: imago stock&people
Laves errichtete sie 1839 als „würdiges Grab“ für den verstorbenen Grafen Ernst zu Münster. Dies war seine Gelegenheit, endlich eine ägyptische Steilpyramide in dem Landschaftsgarten zu erschaffen.
Zahlreiche Elemente übernahm er tatsächlich den ägyptischen Traditionen, wie eine ägyptische Hohlkehle am Eingang, während andere Merkmale beweisen, wo die Pyramide wirklich steht. Die Tür ziert nämlich das Wappen von Münster, und das unübersehbare Kreuz über dem Eingang markiert die Mausoleums-Pyramide deutlich als christliche Totenstätte. Im Inneren fand nicht nur der Graf seine letzte Ruhe, sondern später auch dessen Frau und die Töchter des Paares.

Der Tempel war das erste Gebäude, das in dem Landschaftspark entstand.
Quelle: IMAGO/Pond5 Images
Der ebenfalls noch heute am Laves-Kulturpfad zu bestaunende dorische Tempel war das erste Gebäude des Landschaftsgartens und entstand 1827, also noch zu Lebzeiten des Grafen. Du erkennst die typisch griechische Architektur mit Gliederbau und klobigen Säulen. Die Leute nannten den Tempel nach seiner Fertigstellung „Teetempel“, denn der Graf empfing dort gerne seine Besucherinnen und Besucher. Der Tempel war ein schöner Aussichtspunkt, von wo man die Gartenanlage überblicken konnte.
Die Pyramide und der Tempel sind nicht die einzigen Sehenswürdigkeiten entlang des Kulturpfades. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch des Glashauses, das Laves als Gewächshaus der Schlossgärtnerei errichtete. Auch dieser Bau ist klassizistisch mit seinen drei Teilen und beherbergt heute in seinem Herzen das gemütliche „Café im Glashaus“. Daneben gibt es das frühere Weinhaus, nun eine Ausstellungsfläche, sowie einen Veranstaltungsraum im einstmaligen Feigenhaus.
Sehenswert ist darüber hinaus die Fußgängerbrücke im Landschaftspark. Einst konstruierte Laves drei Brücken, doch sie wurden alle im Laufe der Zeit zerstört. Die heutige Brücke wurde 1992 rekonstruiert, unterscheidet sich jedoch mit ihrer hübsch geschwungenen Form stark von dem ursprünglichen Modell.
Auch Schloss Derneburg selbst ist für Besucherinnen und Besucher zugänglich. Dort kannst du vor allem Ausstellungen bewundern, allen voran von dem amerikanischen Kunstsammler Andrew Hall, der das Schloss 2006 erwarb. Daneben gibt es Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt.
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rnd