Welche Farbe passt zu mir? Wie eine Farbberatung helfen kann

Farben sind mehr als nur hübsche Begleiter im Alltag. Sie können unsere Stimmung aufhellen und unser Selbstbewusstsein stärken. Das belegt eine aktuelle Studie: Studierende wurden gebeten, eine Woche lang Kleidung in ungewohnten Farben zu tragen. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden berichteten, dass das Tragen ungewohnter Farben sie mutiger machte und ihr Selbstvertrauen stärkte.
Aber welche Farbe passt eigentlich zu mir – und wovon hängt das ab? Bei diesen Fragen kann eine Farbberatung helfen.
Wer glaubt, eine Farbberatung sei lediglich etwas für Modebewusste oder Menschen, die sich komplett neu erfinden möchten, der irrt möglicherweise. Zumindest, wenn es nach Julia Anklam geht. Sie ist Stil- und Farbberaterin in Hannover und davon überzeugt, dass sich eine Farbberatung für jeden eignet.
„Gerade für Menschen, die sich bewusst kleiden und ihre Erscheinung zum Beispiel für berufliche Ziele einsetzen wollen, ist es essenziell, sich auszukennen“, sagt sie. Menschen, die zur Farbberatung kommen, bekämen eine Orientierungshilfe: „Das ist kein Schnickschnack, sondern kann wirklich gezielt eingesetzt werden.“
Je nach Anbieter und Umfang kann eine solche Beratung zwischen 50 und 500 Euro kosten. Alternativ gibt es Selbsttests, die sich schnell und einfach online durchführen lassen, um herauszufinden, welche Farben zu einem passen. Einige Modefirmen wie C&A, Breuninger oder Peter Hahn bieten diese Tests kostenlos auf ihren Internetseiten an.

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Die Farbberatung kann dabei helfen, dass man sich auch mal traut, „ungewohnte Farben“ zu tragen. Es gehe nicht darum, den Menschen strenge Regeln vorzuschreiben, was sie künftig tragen „dürfen“ oder „müssen“, macht Anklam deutlich. Sondern darum, den Menschen ihre „best colours“ zu zeigen – also die Farben, die am besten zur persönlichen Pigmentierung passen – und zu erklären, wie man andere Farben trotzdem kombinieren kann. Dafür erstellt Anklam mit ihren Kundinnen und Kunden individuelle Konzepte, passend zum Typen. „Mit den richtigen Farben kombiniert, lassen sich auch problemlos Farben tragen, die eigentlich ein No-Go sind.“
Die vier Farbtypen in der klassischen Farbberatung werden den Jahreszeiten zugeordnet – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Es ist ein bewährtes Prinzip, das auf natürlichen Farbstimmungen basiert. „Heute unterscheidet man aber viel feiner in Zwischentypen“, erklärt Anklam. Denn oft lasse sich ein Typ nicht jeder Kategorie eindeutig zuordnen. So kann jemand von der Pigmentierung her eher ein Wintertyp sein, aber auch Anteile eines Frühlingstypen enthalten. „Die klassische Einteilung kann schon eine gute Starthilfe sein – aber man darf auch nach links und rechts schauen.“
Lebendig, warm und hell – das zeichnet den Frühlingstypen aus. Anklam beschreibt ihn so: „Der Frühlingstyp ist etwas satter und hat viele warme, aber helle Anteile in der Pigmentierung. Das können etwa braune, goldige oder rötliche Haare sein, karamellfarbene, grüne Augen. Oder blaue Augen und der Hautunterton ist beige, goldig oder olivfarben.“ Dieser Typ habe auch manchmal Sommersprossen. Die perfekten Farben für den Frühlingstypen seien Grasgrün, Orange, Sonnengelb und Türkis.

US-Schauspielerin Cameron Diaz ist mit ihrem goldigen Haar, den blauen Augen und dem goldigen Hautunterton ein klassischer Frühlingstyp.
Quelle: Sebastian Kahnert/dpa
Hier dominieren kühle, pastellige Töne. „Der Sommertyp hat eher einen bläulichen Unterton und eine helle Pigmentierung. Dieser Typ bräunt zum Beispiel eher gräulich und neigt schnell zu Rötungen. Die Haare sind entweder sehr hellblond oder straßenköterblond. Die Augenfarbe ist meistens blau, blaugrau oder blaugrün“, erklärt Anklam. Empfohlene Farben seien Rosé, Eisblau, Hellgrau und Hellgelb.

US-Schauspielerin Amanda Seyfried ist mit ihrem hellblonden Haar, einer hellen Pigmentierung und den blauen Augen ein klassischer Sommertyp.
Quelle: dpa
Warme, erdige Töne bringen diesen Typ zum Strahlen. „Der Herbsttyp ist warm, aber viel dunkler als der Frühlingstyp. Dazu gehören etwa satte braune Augen, dunkle Haare und der Hautton ist meist auch dunkler und warm. Dieser Typ bräunt meist auch stark und wird dabei goldig braun“, so die Farbberaterin. Passende Farben seien Aubergine, Ocker, Maisgelb, Tannengrün und Rehbraun.

Die Sängerin und Schauspielerin Jennifer Lopez ist mit ihren satten braunen Augen, den dunklen Haaren und einem eher dunklen Hautton ein Herbsttyp.
Quelle: JStone/ shutterstock.com
Klare Kontraste und intensive Farben sind das Markenzeichen des Wintertypen. „Der Wintertyp hat überwiegend eine sehr blasse Haut, die meistens schlecht braun wird. Bei diesem Typ sind die Farben wieder klarer und satter. Die Augen sind meistens sehr leuchtend braun oder blau, die Haarfarbe ist sehr satt schwarz, dunkelbraun und kühl ohne rötliche Anteile“, erklärt Anklam. Geeignete Farben seien hier Royalblau, Pink, Schwarz-weiß, Neongelb und kühlere Grüntöne.

Die Schauspielerin Megan Fox ist mit ihrer eher blassen Haut, den leuchtend blauen Augen und den dunklen Haaren ein klassischer Wintertyp.
Quelle: dpa
Aber wie läuft eine Farbberatung ab? Vor dem eigentlichen Beratungstermin ist ein wenig Vorbereitung gefragt. „Ich bitte die Menschen immer, ohne Selbstbräuner oder stark frisch gefärbte Haare zu kommen – sonst kann es schwierig sein, den wirklichen Ton zu erkennen“, sagt Anklam. Außerdem sollen ihre Kundinnen und Kunden fünf bis sieben farbige Kleidungsstücke aus dem eigenen Kleiderschrank mitbringen. So kann die Farbberaterin direkt sehen, welche Farben intuitiv gewählt werden und wo vielleicht Unsicherheiten bestehen.
Zu Beginn erklärt Anklam die Grundlagen der Farblehre: „Dann kommt erst einmal ein theoretischer Teil, in dem ich erkläre, wie man warme und kalte Töne, softe oder satte Farben erkennt.“ Ihr Ziel: Farben bewusst und selbstständig einsetzen. „Mir ist es wichtig, dass meine Kunden sich nicht strikt nach ihrer Farbkarte kleiden, sondern das Instrument Farbe wirklich bewusst für sich einsetzen können.“ In einem praktischen Teil geht Anklam mit ihren Kundinnen und Kunden auf verschiedene Farbkonzepte ein und erklärt, welche Farben gut zusammenpassen, auch wenn man dies anfangs nicht vermuten würde – also etwa Grün und Pink.
Mit Analysetüchern, die um den Hals gelegt werden, erleben die Kundinnen und Kunden den Unterschied von passenden und unpassenden Farben dann hautnah. Dabei bleibt immer eines im Fokus: der individuelle Mensch und seine Persönlichkeit. Denn nicht jede Farbe, die theoretisch perfekt passt, fühlt sich automatisch richtig an.
„Wichtig ist es in meinem Job, auch den Menschen zu sehen“, sagt Anklam. „Denn wenn eine Person sehr introvertiert ist, ihr vom Typ her aber pink und orange gut stehen würde, heißt das nicht, dass sie das jetzt tragen muss. Der Mensch muss sich auch wohlfühlen.“
rnd